Freitag, 12. November 2021

LPA - ZRH

So, nun geht es zurück in die Schweiz. Ich bin recht früh aus dem Hotel, und war dann auch sonst überall früh dran. Es ist 10 Uhr und ich habe mir einen Überblick über den Flughafen gemacht - sprich: einmal die Gates rauf und runter, von A bis C, D habe ich mir dann geschenkt. Nun sitze ich in einem Café im Sicherheitsbereich, trinke einen doppelten Espresso und esse eine Flauta Iberica - nicht so schwer zu übersetzen, eine kleine Flute mit Serrano-Schinken und irgendeinem spanischen Käse. Das Gate wird erst in 40 Minuten angezeigt, Boarding startet in 70 Minuten, der Flieger in 100. Ein klassisches Entschleunigungsprogramm also.... stressfrei war es bis jetzt aber nicht ganz.
Auf das Morgenessen habe ich im Hotel verzichtet. Einmal weil mir etwas der Hunger fehlte - i Tucci von gestern Abend lassen grüssen - zum anderen weil die Lady mit den Tortillas erst nach Acht die ersten Eier aufschlägt. Frühstück gibt es eine halbe Stunde früher.... Um kurz nach halb Neun hatte ich ausgecheckt und trat aus dem Hotel. Am Taxistand hatte es genau ein Taxi, ein grosser Bus von Ford. Da man aber ja immer das vorderste Taxi nimmt, trödelte ich etwas die Ausfahrt runter. Half nichts, die beiden Taxifahrer  unterhielten sich zwar, aber ein Touri der mit einem Rollenkoffer aus dem Hotel kommt, da schlägt das Radar natürlich an. Der zweite Taxifahrer war übrigens in der Pause, sein Taxi war ganz einsam und verlassen zuhinterst. Mir blieb also wirklich nur das grosse Teil. Na gut, war im Endeffekt nicht teurer und der Taxifahrer äusserst nett - diesmal auf Englisch, Smalltalk auf Spanisch ist immer noch etwas schwer für mich. Ich hatte schon die Frage nach der Fluggesellschaft nicht verstanden. Und da auch noch der eine oder andere Buchstabe verschluckt wurde, war es noch schwieriger für mich. Beispielsweise wollte ich an den Aeropuerto, was der Fahrer mit "vamos al aeropuert" bestätigte. Geschäftstüchtig war er dann allerdings. Nach den üblichen Fragen (Ferien? Wie lange? Nur Las Palmas?) erklärte er mir, dass ich mir doch beim nächsten Mal bei ihm vorher melden solle. Er bringe mich dann vom Flughafen zum Hotel und würde mir auch die ganze Insel zeigen - zu einem Spezialpreis natürlich. Es habe ja Platz für die ganze Familie....stimmte, im Prinzip. Ich habe jedenfalls jetzt seine Karte....
Die Fahrt war flüssig, aber das weiss man hier nie vorher. Darum stand ich dann auch noch kurz vor geschlossenen Schaltern, allerdings in Position drei beim Business - ich war also nicht der Erste, bei Eco sogar bei Weitem nicht. Lief alles problemlos (spanisch), sie kontrollierte sogar mein Covid-Zertifikat. Dann gleich weiter zum Sicherheitscheck - keine Leute, kein Problem. Ich liess dann allerdings meinen Boarding Pass beim Leeren des Rucksacks liegen. Als ich es bemerkte - ich habe zuerst mal ein paar Minuten gesucht - war der schon weg. Ich hab dann mal gefragt, und die Dame beim "Ausladeplatz" (eben die Rucksack-Leerung) hatte ihn bereits behändigt. Er war nach der Kontrolle, dort bekam ich ihn wieder. Dafür hat diese Frau dann gleich einen Drogen-Abstrichtest an allen meinen Gegenständen auf dem Band gemacht- inklusive Gurt. Ich nehme mal an, dass es um Drogen ging, sah jedenfalls so aus, wie bei Border Control im Fernsehen.
Und jetzt eben die Entschleunigung. Ich hatte mich zuerst auf einem Stuhl am Fenster platziert, von wegen Flieger beobachten. Da hat es mich aber fast gegrillt hinter der Scheibe, denn heute ist es hier so richtig sonnig. Rein vom Wetter her könnte ich es noch etwas aushalten in Las Palmas....

Donnerstag, 11. November 2021

Der Letzte

Ausnahmsweise meine ich mit dem Titel nicht mich selber - nein, hier und jetzt geht es um den letzten Ferientag in Las Palmas. Mein aktueller Status: ich sitze in der Hotelbar auf der Terrasse, Frontview, das erste Mal, dass ich mir dort einen Platz ergattern konnte. Jetzt dauert dieser Blog-Eintrag wieder ewig, weil da natürlich dauernd Leute vorbei flanieren. Bin dann mal gespannt, wie lange der eine Sangria anhält.... Um Tische ging es heute auch in der Stadt, dazu aber später. 
Was macht man am letzten Tag? Alles, was man nicht vorher erleben konnte, ist doch klar. Und wenn man gar keine unerledigten Punkte hat, dann gibt's eben noch ein best-off. Das Verfahren mit dem Bus habe ich dann doch bleiben lassen, war einerseits ganz interessant, andererseits - absichtlich Verfahren geht eigentlich gar nicht. Also machte ich mich auf zur....richtig, Linie 1. Ich wollte diesmal etwas früher einsteigen, weil es dann mehr Platz hat. Mir ist es ja egal, wenn jemand zu mir sitzt, umgekehrt fällt mir das aber noch nicht so leicht. Und die Fahrt dauert doch recht lange, warum also stehen? Die Haltestelle habe ich dann eher zufälligerweise gefunden, weil auch diese verschoben worden war. Eigentlich bin ich vom Hotel aus immer nur an Ersatz-Haltestellen eingestiegen - dies allerdings problemlos, da gut ausgeschildert. Und letztlich habe ich dann halt vermutlich überdurchschnittliche öV-Erfahrung, das hilft meistens. Diesmal wartete ich sehr lange auf meinen Bus - auf überhaupt einen Bus irgendeiner Linie. Dann kamen ganz viele in kurzer Zeit, da hatte es wohl irgendwo ein Problem gegeben. Dies auch eine Erkenntnis: trotz exzessiver Busspuren (und unzähliger Radwege by the way) fährt der Bus hier so schnell, wie es eben geht (und wenn es geht, dann eben schnell). Ebenfalls auffällig: es hat in dieser Stadt überdurchschnittlich viele Rollstuhlfahrer*innen. Und beim Einsteigen hilft diese automatische Rampe, aber eben nicht nur. Heute habe ich einen Herr beobachte, der ist vom vordersten Sitz - nein, nicht der Fahrer - nach hinten gekommen, hat die Frau im Rollstuhl in den Bus geschoben, ihr beim Angurten geholfen, das Abo genommen und vorne beim Leser zur Kontrolle hingehalten. Und das war kein Einzelfall, die machen das hier mehr oder weniger immer so. Respekt - und der Bus war ja eh schon so richtig verspätet....und voll dazu, vermutlich, weil so lange keiner gefahren war.
Das best-of führte mich dann noch zur Kathedrale, durch's Quartier rundherum und - natürlich - in die Calle Triana. Erstaunlich dabei war, dass ich beim zweiten oder dritten Mal die ganze Szenerie völlig mit anderen Augen sah. Ich entdeckte beispielsweise einen Eingang in der Kathedrale, welcher zu einem museumsartigen Innenhof führte; das wäre dann was für's nächste Mal, zusammen mit dem botanischen Garten und dem Fischerviertel. Ich denke,  es wäre gut, dies immer so zu machen - erst Übersicht gewinnen, und beim zweiten Mal alles in Ruhe erkunden und geniessen. 
Die Calle Triana...ich war hin und her gerissen. Sollte ich das Cafe Regina ausprobieren? Aber was trinke ich dann dort?  Ein Milchkaffee kann mich bekanntlich nicht begeistern, aber um 12 Uhr schon ein Bier oder ein Glas Wein? Die Touristen machten dies, die Spanier tranken Kaffee - ein Dilemma. Ich schaute dem Treiben einige Zeit zu und merkte plötzlich, wie sich die Leute zeitweise wie die Geier um die Cafe-Terrasse platzierten, um möglichst den nächsten Tisch zu ergattern. Dabei sind hier alles so höfliche und zuvorkommende Menschen - man muss fast darum kämpfen, nicht zuerst in den Bus zu kommen....
Einen Platz hätte ich irgendwann wohl bekommen, aber ich entschied mich, mit dem Bus zurück zu fahren. Ich hatte Durst und kaufte mir im Spar gekühlte Cola, legte diese in den Kühlschrank der Minibar und machte mich strandfertig. Dann machte ich mich auf ins Cafe Regina, das gibt's nämlich bei mir vor dem Hotel auch. Ich bin dann allerdings aus Versehen in einem anderen Lokal gelandet, weil ich ja wusste, wo das Cafe war. Wusste ich eben nicht so genau, lesen ist was für die Anderen - Bingo, noch ein gutes Lokal entdeckt: the couple, mit dem wunderschönen, käselastigen Insalata Caprese.

Das Beste kommt zum Schluss - scheint so, war heute ein wirklich toller, leider etwas bewölkter Tag. Und heute Abend heisst es nochmals "benvenuti dai Tucci nella Trattoria Romana".

Der erste Elektrobus hier in Las Palmas - noch eine Trouvaille des heutigen Tages.


Linie 1

Gestern war ich mal wieder mit dem Bus unterwegs, mit der neuen Karte und mittlerweile auch schon ziemlich sicher. Allerdings war ich etwas unentschlossen, ich war eher spät dran und hatte keinen eigentlichen Plan für diesen Tag. Der botanische Garten wäre eine Möglichkeit gewesen - aber der schliesst um 14 Uhr und der Weg dahin ist weit. Oder das Fischerviertel San Cristóbal, auch nicht gerade um die Ecke. Also ging ich mal wieder zum Parque Santa Catalina und nahm den Bus "meiner" Linie. Meine darum, weil die Linie 1 perfekt die Altstadt und den Playa de las Canteras verbindet, aber auch fast vor meinem Hotel anhält - leider nur auf dem Weg zum Puerto, also für mich meist auf dem Rückweg.
Erkenntnis Nummer 1 im Bus: auf der hintersten Reihe vibriert die ganze Bank wenn der Bus stillsteht. Und alle(s) vibriert mit. Das war vor allem bei einer Frau ganz lustig, welche telefonierte. Man hörte nämlich das Vibrieren sogar in ihrer Stimme, wenn sie sprach. Beim Teatro bin ich dann ausgestiegen  - blieb mir ja auch gar nichts anderes übrig, weil es die Endstation der Linie 1 ist. Dann machte ich mich auf in die Calle Triana, mal wieder. Hier waren die Angestellten der Stadt - Vermutung - damit beschäftigt, die Weihnachtsbeleuchtung zu installieren. Da ich weder Hunger noch Durst verspürte, kam für mich das gut besetzte Cafe Regina nicht in Frage. Da es dort aber immer viele Einheimische sitzen hat, wäre das schon mal eine Option. Wenn auch auf Kaffee spezialisiert - mit eigenen Kapseln - geht da doch noch viel mehr. Ich setzte mich diesmal stattdessen auf eine der zahlreichen Bänke und tat, was ich äusserst gerne tue: ich beobachtete die Menschen. Eine gute Sonnenbrille hilft da immer ein wenig, gestern war sie auch äusserst zweckmässig. Die Sonne zeigte sich an diesem Tag an einem fast wolkenlosen Himmel. Das war beim Hotel noch nicht so gewesen und darum war auch mein Sonnenhut nicht mit dabei - extra, nach dem Motto: dann scheint die Sonne mit Sicherheit. War auch nötig, denn ich war mit kurzen Hosen und Sandalen unterwegs - und frieren mag ich ja nicht.
In der Calle Triana habe ich irgendwann begonnen, die Menschen in zwei Schubladen zu stecken: Touristen - Einheimische. Da ich ja nicht alle fragen konnte, weiss ich natürlich nicht, wie gut meine Trefferquote war. Aber es gab schon einige klare Erkennungsmerkmale. Die Kleidung alleine war es nicht, denn auch hier werden von den einen Shorts getragen, während die anderen eine Jacke benötigen. Das Aussehen war es auch nicht zwingend, mal abgesehen von den weiss-blonden Dänen. Es war die Art und Weise, wie die Touristen durch die Calle Triana flanierten. Wer sich ständig umsah, auch immer mal wieder sein Handy konsultierte, der war Tourist. Wer zielstrebig - nicht zwingend schnell - voranging, dabei manchmal noch auf das flach gehaltene Handy vor der Maske einredete, der war von hier. Die telefonieren hier übrigens fast alle so...
Das Thema "Masken auf der Strasse" hat mich dann auch noch interessiert- ich habe mal eine zeitlang gezählt: 100 zu 76 für die Maskierten. Das wäre bei uns in solch einer Fussgängerzone mit so wenigen Leuten niemals so. 
Irgendwann hatte ich dann genug Sonne getankt und ich fuhr mit dem Bus Richtung Puerto, da gab es noch dieses Castillo de la Luz, welches offenbar früher dem Schutz gegen Piraten diente - und gegen die Engländer, Francis Drake hatte es jedenfalls nicht geschafft, die Festung einzunehmen. Sonst wären die Kanaren jetzt vielleicht britisch - nicht auszudenken. Auf der Fahrt kam dann Erkenntnis Nummer 2 im Bus: die besetzen hier wirklich jeden Sitzplatz, Corona hin oder her. In der Schweiz setzt man sich nicht immer gerne zu jemandem hin - das ist hier ganz anders. Und ja, das macht mal mehr Freude, mal weniger, ganz wie bei uns.
Das Castillo de la Luz lag wo schon wieder genau? Nicht mehr am Meer, soviel wusste ich. Die ungefähre Richtung auch, ich hätte jetzt natürlich kurz mein Handy zücken können.... ich entschloss mich, mal zwei Frauen hinterher zu laufen, die irgenwie aussahen, als ob sie genau dorthin wollten. Fragt jetzt nicht, warum ich das vermutete - Bauchgefühl. Das hatte mich auch nicht getäuscht, eingeschätzt hatte ich die zwei aber total falsch: es waren keine Touristinnen und sie wollten auch nicht zum Schloss, sondern nur in den Park. Die eine hat dann eine Matte ausgebreitet, die andere einen Kettlebell mit Wasser gefüllt - Outdoortraining. Egal, ich war beim Castillo.


Auf dem Rückweg - zu Fuss - habe ich dann noch den letzten Teil der Fussgänger-Promenade entdeckt. Baden ist hier fast unmöglich, weil man nicht runterkommt. 

Den Rest des Tages habe ich dann noch etwas auf der Terrasse meines Zimmers vertrödelt. Vielleicht ganz gut so, wahr wohl schon genug Sonne gewesen für meinen hutloses Kopf...

Mittwoch, 10. November 2021

Shopping?

Eigentlich das Letzte, was mich auf diese Insel hätte führen können. Aber der gestrige Tag hatte viel mit Shopping zu tun, konkret mit Einkaufszentren. War nicht unbedingt meine Absicht, dazu aber später. Der Tag begann so wie immer, mit einem Frühstück und einer gemütlichen Zeit in der Lobby. Ich sitze da jeweils und schaue den Leuten zu, die zum Frühstück schlendern oder an den Strand gehen. Logischerweise sitze ich auch gerade jetzt wieder hier und heute hat es noch eine besondere Würze: da sucht ein Touroperator seinen Gast für einen Ausflug. Ob ich mich mal melden sollte? Das gäbe dann für mich eine Magical Mystery Tour....wobei, der sucht vermutlich zwei Personen, und da komme ich dann schon mal wieder in einen Erklärungsnotstand.
So geht es eigentlich jeden Morgen, ich verzettle mich und benötige rund eine Stunde für meinen Blogeintrag. Ist aber auch nicht weiter schlimm, ich habe ja Zeit. Und nach dem guten Frühstück macht eine kleine Verdauungspause ja durchaus auch Sinn. Mittlerweile verzichte ich auf Brot - obwohl ich in der Zwischenzeit Anke und Konfi gefunden habe. Die Konstanten bei mir sind Fruchtsaft, doppelter Espresso und frische Früchte mit Vanillejoghurt. Die variablen Elemente drehen sich dann um Eier, und ab und zu etwas Speck oder ein Würstchen. Bewährt hat sich das Omelett, ganz fein auch die kleinen Chorizos vom Grill. Die Cipolatas sehen aus wie welche, sind aber würziger und haben noch etwas Grünes drin, vermutlich ein Kräutchen.
So, jetzt aber zurück zum gestrigen Tag. Ich hatte mich entschlossen, die Strandpromenade bis zum anderen Ende zu gehen, denn dort befindet sich das Auditorio Alfredo Kraus. Das ist die Philharmonie von Las Palmas und sieht ganz speziell aus.

 Ich hatte mich zuerst schlau gemacht, ob von dort ein Bus zurück fährt, irgendwo hin, denn die wichtigsten Umsteigepunkte kenne ich jetzt bereits. Gemäss Plan gab es mehrere Linien, sowohl nach "Teatro" (Altstadt) wie auch nach "Santa Catalina" (Hotelnähe). Konnte also eigentlich nichts schief gehen.
An den Haltestellen sind die Buslinien als Nummern immer gut angeschrieben. Da gleich neben dem Auditorio ein riesiger Carrefour steht, finden sich eben nicht nur viele Linien, sondern auch einige Haltestellen. Ich stand zuerst mal falsch - gut erkennbar an den dreistelligen Liniennummern. Das sind die Überlandlinien und mal abgesehen davon, dass für diese mein Ticket nicht gültig ist, wollte ich ja gar nicht so weit fahren. Bei der nächsten waren dann die "richtigen" Nummern angeschrieben und auch die Richtung sollte eigentlich stimmen. Den ersten Bus liess ich sausen, da stand zwar "Teatro" angeschrieben, aber dessen Haltestelle war 50 Meter weiter hinten - und ich renne nicht auf den Bus, schon gar nicht in den Ferien. Etwas später kam dann auch der 45er, offensichtlich zu spät, denn so viel hatte ich verstanden, dass sich die Leute darüber unterhalten hatten, ob der schon durch wäre. Da auch noch ein Rollstuhlfahrer einsteigen wollte, gab's noch ein paar Minuten obendrauf - die Rollstuhlrampe bediente der Fahrer übrigens von seinem Sitz aus. Dann ging es endlich los und beim nächsten Kreisel nach...rechts. Komisch, fand mein Orientierungssinn, denn nach Santa Catalina wäre es eher nach links gegangen. Ich war mir sicher, dass am Bus "Santa Catalina" angeschrieben war und deshalb auch nicht beunruhigt. Was ich beim Einsteigen nicht realisiert hatte: bei diesem Bus stand eben nicht nur der Zielort vorne angeschrieben, sondern auch der Ausgangspunkt. Somit kam dieser Bus von Santa Catalina und fuhr irgendwo hin. Das merkte ich dann auch in meiner App, weil der Bus "meine" Linie rückwärts abfuhr. Und die Fahrt ging noch weit, immer weiter rauf und weg von meinem Ziel. Nun überlegte ich mir: einfach durchfahren oder irgendwo aussteigen? Ich beobachtete den Gegenverkehr und hielt Ausschau nach Bussen. Dabei interessierte mich insbesondere, wo die hinfuhren. Dann stieg ich irgendwo mit einigen anderen Passagieren aus - sieht etwas weniger komisch aus, wenn man nicht alleine im Nirgendwo raus geht. Und ich landete natürlich an einer Ecke mit weiteren Einkaufszentren (was erklärte, wieso hier so viele Menschen ausgestiegen waren).
Auf der anderen Strassenseite wartete dann das nächste Novum auf mich. Nach drei Minuten kam ein Bus der Linie 44 nach Santa Catalina. Am Steuer eine Frau - die erste, welche ich gesehen habe. Sie winkte einfach alle Einsteigenden durch, weil offenbar Kasse und Kartenleser ausser Betrieb waren. Wo sonst ein Desinfektionsdispenser angebracht war, sah ich nur noch die Halterung. Aber der Bus fuhr - und wie. Hatte ich die Fahrweise der Fahrer bislang als "flott" wahrgenommen, musste ich dieser Fahrerin das Prädikat "äusserst flott unterwegs" verleihen. Es war nicht unruhig oder ruckartig, einfach flott eben. Und weil es zuerst immer runter ging, rutschte ich auch ständig im Sitz nach vorne - das Gesetz der Schwerkraft, verstärkt beim Bremsen. So war ich dann recht schnell in Santa Catalina, diesmal unten im Busbahnhof. Dort fahren die Busse übrigens meist in Buchten, welche sie später rückwärts wieder verlassen müssen. Bei uns eigentlich ein NoGo... das wahre Abenteuer hier in Las Palmas scheint das Busfahren zu sein. 

Dienstag, 9. November 2021

Altavista

Eine der frühen Suchmaschinen im Internet hiess Altavista - gibt's die überhaupt noch? Jedenfalls nennt sich das Quartier oben auf den Hügeln ebenso, und steht man dort oben auf dem Aussichtspunkt über der Stadt, dann erkennt man, wie passend der Name für die Suchmaschine war: von dort oben hat man einfach den Überblick über die ganze Stadt.

Zuerst muss man aber da erst mal hinkommen. Geht ganz einfach, mit Bus Nummer 33 ab dem Parque Santa Catalina. Laufen war für mich keine Option, der Hügel ist gute 700 Meter hoch und ich bin bekanntlich am Meer. Der Bus fährt alle 10 Minuten, sagt jedenfalls die App der Busgesellschaft - und die sagt noch Einiges mehr: wie gelange ich von A nach B, wann kommt der nächste Bus, und ganz wichtig: welches sind die nächsten Stationen während einer Busfahrt. Was auch auffällt im Bus: Masken werden konsequent getragen, dafür werden alle Sitzplätze besetzt. Hier setzt man sich einfach dazu, ohne zu fragen, unkompliziert. Ebenfalls spannend ist die Möglichkeit, den Saldo der Guthabenkarte kontaktlos an vielen Haltestellen anzeigen zu lassen. Wenn man das System einmal begriffen hat, dann erscheint es einem einfach und effizient. Dank der horrenden Fahrweise der Busfahrer kommt man auch wirklich schnell voran. Die fahren aber nicht schlecht, sondern einfach zügig und mit einem guten Auge für Distanzen. Da es noch andere Verkehrsteilnehmer hat, sollte man sich trotzdem immer gut festhalten...
Das Quartier Altavista - die Ciudad Alta - beherbergt auch jene Häuser, welche ich von der Kathedrale aus fotografiert hatte. Das Bild erinnerte mich etwas an die Favelas - steht man dort oben, dann merkt man: es ist genau das Gegenteil. Die Häuser hier sind strassenseitig meist mit dicken Mauern und metallenen Toren begrenzt. Zahlreiche Warnschilder weisen darauf hin, dass diese Menschen ihre Ruhe haben möchten. Vor Falschparkierern, vor Bettlern, Verkäufern und Dieben. Hier sitzt wohl das Geld, und das erklärt dann auch die zahlreichen Colegios, welche doch schwer nach Privatschule aussahen. Dafür hat mich dann noch das folgende Strassenschild zum Schmunzeln gebracht - der Carlos I ist mein Lieblingsbrandy, und der kommt definitiv nicht aus China (und ist darum auch kein Blandy)...

Eben -Altavista, Aussichtspunkt. Hatte ich fast für mich alleine, vermutlich kommen hier kaum Individual-Touristen rauf, eher geführte Touren und im Moment war grad keine da. Passte für mich, so mag ich es eigentlich.

Und dann stellte sich die Frage, wie geht es nun wieder runter? Gleicher Weg mit dem Bus? Nicht spannend, mache ich eigentlich selten, wenn es andere Möglichkeiten gibt. Zu Fuss? Wäre eine Möglichkeit gewesen, allerdings schien mir das recht weit, weil die Strassen in grossen Bogen nach unten führen. Und ich arbeite ja in einem Busunternehmen, also...wohin fährt dieser Bus weiter? Gemäss Karte - online heruntergeladen auf mein Tablet - geht die Linie weiter Richtung Teatro, und damit in das Quartier Vegueta. Passte für mich. Und mittlerweile finde ich die richtige Haltestelle zum Aussteigen schon ohne grosses Nachschauen, zumindest wenn ich im entsprechenden Quartier schon mal war. Eine Mischung aus Wiedererkennen und der Tatsache, dass gleich der halbe Bus dort ausstieg, half mir beim richtigen Entscheid. Ich stand dann zwar noch etwas "verdreht" auf einem Platz, aber die Kathedrale ist ja hoch und weit herum sichtbar - was wiederum zur Orientierung hilft.  Nach einem Abstecher in die Calle Triana - übrigens gleich belebt wie am Sonntag - fuhr ich mit dem Bus Nummer 1 direkt bis zum Hotel.


Der Nachmittag gehörte dann an diesem recht sonnigen Tag dem Strand. Auch dieser recht gut besucht, nicht nur von Touristen. Die Zahl der Liegestühle und Sonnenschirme ist hier zum Glück verschwindend klein, der Grossteil der Fläche ist einfach für Badetuch-Liegende vorgesehen. Ich könnte zwar gratis Liegestuhl und Sonnenschirm benutzen, aber erstens wirkt das auf mich irgendwie alt und dekadent, zweitens ist das dann wieder so eine Touristenblase, die ich eigentlich so gar nicht mag.

Auf dem Bild erkennt man auch gut das typische Wetter: immer ein paar Wolken da, welche sich vor die S8nne schieben können. Das Sonnenlicht wandert dann gemächlich dem Strand entlang, man sieht es regelrecht auf sich zukommen - und später von dannen ziehen. Gestern habe ich es recht lange ausgehalten am Strand, im Ohr die Musik von La Oreja de Van Gogh und immer etwas zu beobachten. Dafür war ich dann auch beim Abendessen mal wieder nicht vor Acht unterwegs. Ich hatte mich aber vorbereitet und einen Beitrag im Internet gelesen, in dem ein deutsches Paar Restaurant-Empfehlungen für las Palmas aufgelistet hatte. Die leben seit vier Jahren auf der Insel und sollten eigentlich schon etwas Erfahrung angesammelt haben, oder? Ich vertraute ihnen, und das war gut so - das La Oliva kannte ich schon vom Sehen, hatte mich bislang aber noch nicht anlocken können. Was soll ich sagen...professioneller Service, tolle Gerichte, guter offener Wein - eine Empfehlung auch von meiner Seite. 
Zu guter Letzt noch ein paar Strandimpressionen von meinem Weg zurück ins Hotel...


Das Rote wäre das "Cristina" und das weisse das "Reina Isabel"


Montag, 8. November 2021

Vegueta

So wird sie genannt, die Altstadt von Las Palmas. Und sie ist doch ein paar Kilometer von meinem Hotel entfernt, im Prinzip dort, wo ich meine Buskarten gekauft habe. La Vegueta beherbergt unglaublich viele Geschichten (und Geschichte), von denen jene über Cristobal Colon wohl die bekannteste ist. Neben dem Museo de Colon und der gleichnamigen Calle, finden sich aber auch zahlreiche enge Gassen und die typischen Balkone an den Häusern. 




Dominiert wird das Ganze von der Catedral Santa Ana, einem wirklich imposanten Bauwerk, das von jeder Seite aus anders aussieht. Ich habe einige Schritte über den grossen Platz vor der Kirche machen müssen, um alles auf ein Foto zu bekommen. Oben entdeckte ich dann ein paar Menschen, offenbar Touristen beim Fotografieren. Sollte ich da wirklich hinaufsteigen? Nicht wegen der Höhe, aber wegen der unzähligen Stufen? Die Spanier haben das ganz einfach gelöst, und einfach einen Lift eingebaut. Der kostete zwar 1,5 €, aber ich habe in diesen Ferien schon mehr Geld ausgegeben.




Die Aussicht war toll, lustig anzusehen die unzähligen kleinen, farbigen Häuser an den Hügeln über der Stadt. Erinnerte irgendwie an Bienenwaben, die sich immer mehr ausbreiteten. Die Tatsache, dass diese Hügel höher als die Kathedrale sind, lässt darauf schliessen, dass man von da oben die noch bessere Aussicht geniessen könnte. Mal schauen....



Weiter ging's Richtung Calle Triana, der Einkaufsmeile von Las Palmas. Vorbei an Fruchtbäumen - Orangen? - gelangte ich in eine völlig andere Welt. In der Calle Triana pulsierte das Leben, und das an einem Sonntag - oder vielleicht gerade darum? Ich werde wohl noch die Probe auf's Exempel machen und unter der Woche zurückkehren. Zumindest, wenn ich das mit den Bustickets noch in den Griff bekomme. Ich habe zwar eine Dreitageskarte, aber ich weiss nie, wo die kontrolliert werden soll. Einstieg ist nur beim Fahrer, schon mal gut. Da hat es dann einen Leser für die kontaktlosen Karten - soweit immer noch alles klar. Aber...bei mir steht da immer "carga" - aufladen. Der Busfahrer selber ist sich wohl auch nicht ganz sicher und sagt dann, ich solle die Karte auf die Kasse legen. Blöd nur, dass man beim Leser schon fast am Fahrer vorbei ist. Informationen gab's keine zur Karte, auch nicht im Internet. Nachdem mich nun gestern ein Fahrer nicht mitnehmen wollte - es war in San Telmo, beim Fqhrkartenschalter - habe ich noch etwas genauer recherchiert. In einer Zeitungsmeldung über die Einführung dieser neuen Touristenkarten fand ich dann eine spannende Information: die Karte wird, wie die Zwei-Fahrten-Karte, offenbar immer bei der Fahrerkasse geprüft. Der Leser scheint nur Geldbeträge von Karten abzubuchen. Ich stelle mir vor, dass bei der Zwei-Fahrten-Karte an der Kasse die einzelnen Fahrten entwertet werden. Bei der Touristenkarte wird wohl beim ersten Gebrauch ein Datum auf die Karte geschrieben, dann wird nur noch geprüft - 24 oder 72 Stunden, je nach Karte. Nicht ganz so einfach rauszufinden, ob es wirklich so funktioniert, wird der Praxistest zeigen.



Sonntag, 7. November 2021

Reina Isabel

Ein paar Worte zum Hotel.
Die sprachlichen Fähigkeiten hatte ich bereits einmal erwähnt. Das Hotel selber scheint Geschichte zu haben, oder anders gesagt: es ist schon ziemlich alt. Aber es wird gut gepflegt und eigentlich hat es alles, was es braucht. Das fängt beim Portier an der Türe an, und hört bei der Zimmereinrichtung auf. Die werde ich weiter unten noch etwas bebildern. Das Hotel hat aber auch eine riesige Lobby mit unzähligen Sitzgelegenheiten. Die sind auch sehr bequem, ich schreibe dort jeden Morgen einen Blog-Eintrag. Diesen nicht, jetzt sitze ich auf meiner kleinen Terrasse - hat man auch nicht immer - blicke über den Blumengarten Richtung Meer und lausche der Brandung. Ich bin etwas müde von meinem Ausflug in die Altstadt und zum Hafen, aber davon mehr in meinem nächsten Beitrag aus der Hotellobby.
Zurück zum Hotel: im 8. Stock hat es einen Pool und eine Bar. Habe ich beides noch nicht ausprobiert, eine Bar hat es unten im Erdgeschoss und warum sollte ich an den Pool, wenn ich noch nicht mal am Meer war? Sorry Leute, 21° ist zwar nicht kalt, aber mit dem Wind eben doch recht kühl. Und ich spreche hier von der Temperatur ausserhalb des Meeres, das Wasser dürfte aber kaum viel kühler sein. Im 9. Stock findet sich ein Spa mit Gym, letzteres nur mit Maske betretbar, bei den Wasseraktivitäten vermutlich eher nicht - in der Sauna....wer weiss. Ich lasse das alles bleiben, eher gönne ich mir da einen Gratis-Liegestuhl vor dem Hotel am Strand. Übrigens weiss ich jetzt, dass es doch Bademäntel im Hotel gibt. Erstens habe ich gestern von der Bar im Erdgeschoss eine ältere Dame in einem weissen Exemplar und Badelatschen vom Strand ins Hotel laufen sehen. War eine sehr elegante Vorstellung am Samstag auf der Strandpromenade, sieht man sonst eher bei einem Hotelbrand wenn die Menschen fluchtartig das Gebäude verlassen. Zweitens - und damit zurück zum Thema - habe ich heute jemand Bademäntel und Tücher bestellen hören. Ich war übrigens gerade in der Lobby am Schreiben....
Zum Zimmer: wie geschrieben, es ist schon etwas in die Jahre gekommen. Die Minibar ist leer, man darf sie selber füllen - Covid lässt grüssen. Immerhin ist das eigene Zimmer die einzige maskenfreie Zone, ausser man sitzt an einem Esstisch. Im Zimmer hat es zwei Telefone, eines davon im geräumigen Badezimmer mit Regendusche. Die Stromsparlampe im Gang ist irgendwann auch mal hell, der Rest der Beleuchtung reagiert wesentlich spontaner. Zwei grosse Schränke laden zu einem längeren Urlaub ein, ich habe gerade mal einen etwa zur Hälfte gefüllt. Das Bett ist eine 1,5 Meter breite Liegefläche und ich schlafe recht gut darin. Wie viel davon mit dem Bett zu tun hat, und wie viel mit anderen Faktoren (meine abendliche Müdigkeit, dem Merresrauschen oder der -brise), das sei mal dahingestellt. Abgerundet wird das Ganze durch einen Tisch mit zwei Stühlen und einer Liege auf der Terrasse.





Essen nach Bildern

Man lernt ja jeden Tag dazu, so auch beim Essen. Gestern Samstag hatte ich damit gerechnet, dass die Restaurants am Abend ziemlich voll sein würden. Waren sie dann nicht mehr als am Freitagabend, aber wer konnte das im voraus wissen? Ich hatte mir jedenfalls in Google Maps etwas die Restaurants in der zweiten und dritten Reihe etwas angeschaut. Ich suchte nach Bildern vom Essen und vom Restaurant, was schon etwas von "Malen nach Zahlen" hatte. Im Normalfall suche ich nach online-Speisekarten, aber das ist hier eher die Ausnahme. Hängen blieb ich bei einem Schuppen, der sich "i Tucci" nennt. Sagte mir zwar nichts, dieser Ausdruck und auch der Google Übersetze brachte keine Treffer. Aber als Familiennamen fand ich einige Treffer - aha, also quasi "die Meiers" auf italienisch. Wirklich angezogen hatten mich aber die Bilder der Pizzen, die sahen wirklich authentisch und lecker aus. Nichts wie hin...
Vom Hotel aus konnte ich einfach alles geradeaus gehen, rund 400 Meter weg vom Strand. Ich überquerte zwei Querstrassen und fand dann problemlos Platz in der engen Gasse (das Bild ist von meinem Platz aus geknipst). Natürlich hatte ich mich vorbereitet um auf Spanisch nach einem Tisch zu fragen - klappte auch problemlos. Bedient wurde ich von zwei - sagen wir mal jüngeren Frauen, ich bin da etwas schlecht im Schätzen. Die zwei wechselten sich ab, die eine wahr ziemlich oft am Nebentisch und unterhielt sich mit dem Paar, welches am Abendessen war. So, und nun fing es an verwirrend zu werden. Neben der Karte gab es noch eine Tafel mit ein paar Tagesspezialitäten. Ich sinnierte einen Moment lang über die "Tagliatelle ai porcini" nach, bestellte dann aber doch eine Pizza Diavola und ein Glas Rotwein. Die Dame schlug einen Tropfen aus Italien vor - Nero d'Avola, vale.... Aber Moment mal, alle Speisen waren auf Italienisch aufgeführt, in Spanien wird italienischer Wein gepusht....? Und so ging es weiter, irgendwann fiel mir auf, am Nebentisch spricht die Bedienung auf Italienisch! Meistens jedenfalls. Und die nächsten Gäste gingen mit einem unverkennbaren " buona sera" ins Restaurant. Ok, das war dann schon verdächtig, aber als noch ein Mann mit zwei Jungs vorbeikam, drei Pizzen bestellte und wieder nach Hause ging, war für mich alles klar: Familienbetrieb, Mama und Papa in der Küche, die Töchter bedienten und der Mann der einen Tochter hütete die Kinder. Ich hab' sie natürlich dann auf Italienisch angesprochen, in der irrigen Meinung, dass mir dies etwas leichter fallen würde. Nicht wirklich, nach der spanischen Prägung der letzten Tage funktionierte auch mein Italienisch etwas holprig. Im Prinzip ähnlich wie bei der Bedienung,  bei der sich auch immer mal wieder ein spanisches Wort unter's Italienisch mischte. Alles in allem aber war das Ristorante ein Volltreffer - danke Google.
Was übrigens auch etwas verräterisch war: die kannten keinen Carajillo und hatten auch keinen Brandy im Haus. Aber egal, war vielleicht besser so, ich war auch so schon wieder recht früh ziemlich auf den Felgen. Dafür natürlich am Morgen wieder früh wach, was mich nicht sonderlich stört, weil ich ja sonst nach den Ferien wieder etwas neben dem Rhythmus liegen würde. So passt das wunderbar zum Andrang beim Frühstück, um Acht ist es dort noch ziemlich ruhig. Später steht dort dann eine Dame und weist die Plätze zu. Gestern war es gegen Zehn so voll, dass sie zeitweise auf einen freien Tisch warten mussten. Ich war zu dieser Zeit schon in der Lobby am Schreiben meines Blogs und konnte das ganz gut beobachten.
Was draussen recht gut funktioniert, ist im Hotel fast unmöglich: Spanisch sprechen (mal abgesehen von der Rezeptionistin). Da kann ich auf Spanisch mein Omelett mit Schinken, Käse und Zwiebeln bestellen, zwei Minuten später gibt's zum fertigen Omelett ein paar englische Worte dazu. Ich glaube, die Leute werden hier schubladisiert - Spanier / Ausländer. Und so erfolgt dann auch die Kommunikation, spanisch / englisch. Und dass ich vermutlich nicht wirklich gut Spanisch spreche, liegt ja auf der Hand. Ich werde das jetzt aber nicht ändern und übe mich weiter in dieser Sprache....

Samstag, 6. November 2021

Man(n) schlägt sich durch...

Ok, wir sind immer noch beim Thema Spanisch. Es hat einige Touristen hier, aber viele von ihnen sprechen spanisch. Im Prinzip gefällt mir das ja auch, rein touristische Orte sind mir ein Greuel. Gestern Abend auf der Strandpromenade hatte ich jedenfalls stark das Gefühl, dass hier einfach die Einheimischen den Freitagabend genossen haben. Die kurzhosigen, offensichtlichen Touristen sprachen auch spanisch, vielleicht vom Festland, wer weiss. Kurze Hosen waren von den Temperaturen auch gar nicht so verkehrt, immerhin zeigte das Thermometer 21° an - aber der giftige Wind und die recht hohe Luftfeuchtigkeit liessen mich bei meinen langen Hosen bleiben. Eine Strickjacke wäre auch nicht verkehrt gewesen.
Die hatte ich heute dabei und am Anfang auch kurz an. Zuerst hatte ich aber die Dame an der Reception gefragt, ob man im Gym eine Maske tragen müsse (ja, und somit für mich definitiv vom Plan gestrichen), und ob ich die Buskarte beim Busbahnhof Santa Catalina bekomme (ebenfalls ja, wobei die richtige Anrwort gewesen wäre: im Prinzip, ja). Ich machte mich also auf zum Parque Santa Catalina, der Busbahnhof ist gleich nebenan und auch etwas darunter, schön versteckt unter einem Deckel. Problem Nummer eins war, dass ich diese Verkaufsstelle nicht fand. Also fragte ich mal in einem Kiosk - hätte ja sein können. Die gute Frau hat mich immerhin verstanden, ich ihre Antwort auch. Problem Nummer zwei nachdem ich den Shop gefunden hatte: cerrado! Zum Glück hatte ich eine App der Guaguas (Busse) auf meinem Handy, auf zur nächsten Verkaufsstelle, wieder ein Kiosk, wieder eine nette Dame. Die hatte aber diese Karten nicht, verwies mich abermals zum Busbahnhof. Mein "cerrado" brachte dann an den Tag: San Telmo ist meine letzte Chance, vor Montag an eine Touristenkarte zu kommen. Jetzt hätte ich natürlich eine Fahrt bezahlen und nach San Telmo fahren können.  Gab mir aber der Kopf nicht zu, also ging ich zu Fuss....trois kilomètre à pied, ca use, ca use... es waren dreieinhalb Kilometer, aber immerhin dreieinhalb Kilometer ausserhalb der touristischen Trampelpfade. In San Telmo gab es dann eine längere Schlange vor den beiden Schaltern, also fragte ich zuerst mal einen Einheimischen hinter mir. Der verstand wohl primär "turistica" (was definitiv nicht für mein Spanisch spricht) und verwies mich an die Touristenauskunft. Dort stand zum Glück eine Dame und fragte jede und jeden, um was es gehe. Die verstand dann auch wirklich, was ich wollte, und schickte mich prompt zurück. Nun habe ich meine zwei Tarjetas Turisticas, jede ist 3 dias gültig (setenta y dos oras um genau zu sein), was für meine Ferien exakt passt. Zurück ging's dann mit dem Bus, natürlich nicht ohne Frage: die Türe öffnet hier nur ganz vorne zum Einsteigen, wer nicht ein Ticket beim Fahrer löst, der hält eine kontaktlose Karte an den Leser. Blöd nur, dass meine neu gekaufte kontaktlose Karte einen Fehler anzeigte. Was zum Henker...... Ich fragte also den Fahrer, wie man die Karte aktivieren müsse. Die Lösung ist einfach, man legt die Karte auf das Gehäuse der Kasse. Da ist nichts markiert, kein Kleber, kein Symbol, einfach nur grauer Kunststoff. Wie soll man da drauf kommen? Zurück also mit dem Bus, aber irgenwelche Haltestellen-Informationen? Nein, keine Durchsage (zweifelhaft, ob ich diese hätte verstehen können), keine Anzeige, nada. War ja zum Glück kein Problem, weil ich alles schon gelaufen war. Aber es braucht auch beim Busfahren Eigeninitiative und am besten die Karten von Google Maps.
Fazit der ersten 24 Stunden: viele Personen hier sprechen Englisch, im Hotel geht es auch auf Deutsch problemlos. Ich mag das aber nicht so - mein Spanisch ist aber noch nicht gut genug, für Gespräche. Ich schlqge mich irgendwie durch, aber es ist doch etwas anstrengend. Vor allem, wenn ich keinen Zusammenhang zu einer Frage herstellen kann. Gestern wurde ich im Spar gefragt, ob ich eine Tüte benötige. Habe ich natürlich nicht verstanden. Sie hat dann die Frage nochmals wiederholt und diesmal "bolsa" verwendet - dann ist der Groschen gefallen....

tengo una reservaciòn

Der Titelsatz war gestern mein grösster Fehler. Ein "hola" ist ja noch recht unverfänglich, aber wenn man sich natürlich einen solchen Satz zurecht legt, dann muss man sich nicht wundern, wenn ein Wasserfall von Sätzen in wunderbarem Castillo auf einen niederprasselt. Immerhin habe ich einiges verstanden, die Zimmernummer zum Beispiel, wie ich ins Wlan komme, dass das Morgenessen im Restaurante Roma von 07:30 bis 10:30 eingenommen werden kann, wo sich der Pool und das Spa befinden und dass die Bar zwar von 11 - 23 Uhr offen ist, aber nur  "tardes" etwas zu Essen anbietet - was das auch immer heissen mag. Beim Spa war noch irgendwas mit "Vorabend", das habe ich nicht ganz verstanden. Ich vermute, es hat etwas mit den kostenpflichtigen Behandlungen zu tun, aber wie ich die kostenlosen Angebote nutzen soll, das hat sich mir noch nicht erschlossen. Es hat hier nämlich nirgends Bademäntel, nicht auf dem Zimmer und auch auf den Gängen ist mir bislang keiner über den Weg gelaufen. Und ob es auf den Fitnessgeräten eine Maske benötigt, weiss ich auch noch nicht. Affaire à suivre, im Moment bin ich mit meinen 15'000 Schritten von gestern ganz gut unterwegs und muss nicht noch auf's Velo.
Die Ankunft in LPA gestern war letztendlich rund eine Stunde zu früh. Gut für uns, schlecht für den Flughafen. Der musste etwas improvisieren und so standen wir dann nicht an einem Fingerdock, sondern eine Reihe dahinter und durften Bus fahren. Das hätte ich dann auch gerne später Richtung Hotel gemacht, aber erstens war die Zeit schon arg knapp, und zweitens fand ich die Bushaltestelle nicht. Später habe ich dann auf Google Maps gesehen, wo sie gewesen wäre. Die Hierarchie beim Verlassen des Terminals ist klar: Taxis, dann Reisebusse, Mietwagenfirmen, und wenn man sich dort überall durchgekämpft hat, dann kommt der öffentliche Bus. Nicht mit mir, ein Taxi musste her. Das kostete zwar gute 30 €, aber dafür musste ich den Koffer keinen Meter mehr schleppen - bis ins Zimmer. Das Taxi-Management war übrigens beeindruckend: ein Typ machte nichts anderes, als Taxis aus dem "Vorratspool" weiter hinten an's richtige Ort zu weisen - dorthin, wo gerade eines weg fuhr. Die haben ja unterschiedlich viel einzuladend, darum ist nicht immer das vorderste auch das erste, welches wegfährt. Extrem effizient - chapeau.
Im Hotel hatte ich dann schnell alles ausgepackt, Fernseher ist eher sch..... weil alle Sender durcheinander angeordnet sind, alle Sprachen durcheinander ohne Liste - egal, das Wlan ist ok und mit der UPC-App sehe ich dank VPN-Tunnel dasselbe wie zu Hause. Der spielt nämlich der UPC vor, ich wäre in Zürich.... Allerdings war gestern nicht viel mit Fernsehen. Ich hin zuerst die Promenade rauf und runter und habe mir alles angesehen. Dabei war ich echt unentschlossen, ob und wo ich etwas essen sollte. Grossen Hunger hatte ich nicht, es war für die Spanier noch viel zu früh und für mich schon fast etwas spät. Am Ende schaute ich mir noch den Fussballmatch Thun-Vaduz an, am Ende war es eher ein Zuhören. Ich war total müde, und das um halb Zehn - logisch, bei uns war ja schon halb Elf.
Morgenessen habe ich soeben gegessen, davon aber mehr zu einem späteren Zeitpunkt....

Freitag, 5. November 2021

ZRH-LPA

Freitag 5. November - Zeit für Ferien? .....JA
Zugegeben, es ist schon etwas aussergewöhnlich für mich. Nicht gerade eine absolute Premiere - ich war schon im November in Thailand und im Dezember in Singapur und Australien - aber Standard ist das bei  mir nicht, als Camper bin ich mir das nicht gewohnt.
Im Moment stehen wir gerade zurückgeschoben vor dem Gate A73. Der Airbus A320 hat seine Triebwerke soeben gestartet, es stinkt etwas nach Kerosin und auf den kleinen Bildschirmen läuft ein Video über die Sicherheitsinstruktionen an Bord. Begleitet wird das Ganze von relativ lauter Instruktion über die Lautsprecher, wenn auch nur auf Englisch. Die Zeiten der clownesken Vorstellungen durch die Crew sind vorbei.
Um mich schon etwas in den Zeitrhythmus von Gran Canaria zu bringen, habe ich es gestern Abend ziemlich lange ausgehalten. Half bezüglich des Schlafs, aber nicht was das Aufwachen angeht: um Sechs war ich wach, um Viertel vor Sieben unter der Dusche. Um halb Neun auf der RBS, und um Neun im Intercity Richtung Zürich. Der tuckerte dann zwar einige Zeit vor sich her, aber weil in Zürich im Fahrplan eine längere Wartezeit eingeplant ist, spielte das im Endeffekt keine Rolle. Ich war um 10:20 am Flughafen, mit ziemlich genau zwei Stunden Zeit für Abfertigung und Boarding. Das sollte doch wohl genügen, oder? Nun, ich hatte eine Tatsache in meiner Rechnung vergessen: ich hatte ein Business-Class-Ticket. Und ja, man darf mit einem Edelweiss-Ticket bei den Business-Schaltern der Swiss einchecken. Und man hat eigene Security-Gates für alle welche nicht Economy fliegen. Und ich dürfte sogar in die Business-Lounge der Swiss, aber das habe ich mal sein lassen. Mein letzter Flug liegt doch schon etwas länger zurück, ich musste mich mal etwas umsehen im Flughafen. Zeit genug hatte ich, denn vom Bahnhofperron bis zum Gate benötigte ich gerade mal 20 Minuten - wenn ich denn zum Gate hätte gehen können. Das wurde aber erst eine Stunde vor Boarding angezeigt, und dazu war ich schlicht zu früh. Nun gut, anderthalb Stunden Zeit - was soll's, lieber als 5 Minuten zu wenig.
Ach ja, beim Einsteigen darf man natürlich auch ganz zuerst rein ins Flugzeug, wenn man Business fliegt. Und am Zielort auch wieder zuerst raus. Nützt nur nicht viel, wenn man dann noch auf den Koffer warten muss. Immerhin soll uns ein Jetstream noch 40 Minuten Zeitersparnis schenken. Wir werden sehen (verramos?)


Donnerstag, 16. September 2021

Bin dann mal wieder da

Die letzte Fahrt war eine lange, aber eine gute. Zuerst ging es mal weiter mit den Routes Nationales und obwohl ich diese Strecke ja schon kannte,  kam mir nicht alles ebenso vor. Nur ab und zu wusste ich, da bin ich schon mal durchgefahren. Das Navi war aber diesmal recht zuverlässig, insbesondere was die Verzögerungen anbetraf. Mehrmals hatte ich so eine Verzögerung auf dem Bildschirm, später wusste ich dann auch, was es genau war. Spannenderweise waren es Unfälle an Stellen auf der Autobahn, die an sich ganz einfach zu fahren wären. Aber hier schlägt dann wohl die Übermüdung oder schlicht eine Unvorsichtigkeit zu. Den ersten Unfall sah ich nach Lyon, noch bevor es rechts Richtung Jura abging. Ganze vier Fahrzeuge hatte es dort erwischt, darunter ein Segelflieger (im Anhänger natürlich) und ein Exot aus dem Brexit-Country. Den zweiten Unfall zwischen Genf und Lausanne habe ich dann auf der "Passhöhe" zwischen Lyon und Genf ausgesessen und Wasser abgelassen- Frischwasser und verbrauchtes. Da hatte ich wohl etwas gut eingefüllt auf der Herreise.... Beim Vorbeifahren an der Unfallstelle waren dann nur noch Putzarbeiten im Gang. 
Regen gab es auch immer mal wieder, aber eher selten. Kurz nach einer Passüberquerung in Frankreich (800 Meter und ein paar zerquetschte - Pass?  Von wegen...) stoppte ich für meinen ersten Halt. Supertolle Anlage mit Parkbuchten für Busse und Caravans. Dann gedeckte Parkplätze für die Autos, saubere WC-Anlagen und gute Sandwiches - in meinem Fall ein Lachsbagel. Diese Raststätte merke ich mir,  ebenso wie den Campingplatz in Néris-les-bains. Der ist zwar etwas speziell mit seinen vielen Kurgästen, aber er hat irgendwie Charme. Und mit 12.40 € inklusive Strom äusserst günstig.
A propos Preise: während die Übernachtung in Saint-Martin vergleichsweise teuer war - mehr als das doppelte von Néris-les-bains- war die Verpflegung echt günstig. 24€ für Pizza,  einen halben Roten und ein Dessert. Heute hatte ich in etwa dasselbe bei uns in Zollikofen, allerdings kostete der Spass 52,50 CHF. Egal, als Ferienabschluss passte das. Und ich will ja auch hier ab und zu mal ins Restaurant gehen, ohne zuerst noch eine Begleitung organisieren zu müssen. Wäre heute wohl eher schwierig geworden...

Mittwoch, 15. September 2021

Ein Schritt zurück

Me voilà de retour - ich bin wieder in Néris-les-Bains. Es hat hier nicht etwa weniger Leute, aber einen Platz habe ich trotzdem gefunden. Der ist zwar etwas weiter weg von Sanitärhaus, aber immer noch nahe genug für einen guten Wlan-Empfang. Heute gibt's also wieder UPC-TV, oder dann eben kein TV, habe mich schon fast daran gewöhnt. Was dank meiner frühen Ankunft hier definitiv klappen sollte, ist das Trocknen der Markise. Die war heute nämlich tropfnass beim Einrollen, was auch nicht erstaunlich war, bei der enorm hohen Luftfeuchtigkeit. Der angekündigte Regen war nämlich mal wieder ausgeblieben, es wurde im Gegenteil immer sonniger. Das führte dann zu einem kleinen Wettlauf - bin ich vor dem grossen Sonnenschein fertig mit Abbauen? Ich hab's stressfrei geschafft, ins Schwitzen gekommen bin ich trotzdem...
Hier in Néris-les-bains soll es in der Nacht auch zu regnen beginnen - und diesmal glaube ich es sogar. Der Platzwart hat mir erzählt, sie hätten viel Regen gehabt in den letzten Tagen. Am Meer wird das eben oft "weggeblasen", hier halt nicht. Und die Meldungen aus Südfrankreich (Montpellier) warrn auch eindeutig: überflutete Autobahnen und Bahntrassee, eine vermisste Person.
Meine Fahrt nach Néris war diesmal kürzer, aber nicht schneller. Ich musste das Navi zwar überreden, aber diesmal bin ich das Meiste direkt, auf den Routes Nationales gefahren. Die sind manchmal echte Autobahnen, manchmal führen sie auch durch Dörfer. Dort entstehen dann ab und zu private Aires de repos, im Prinzip Parkplätze mit angegliederten Restaurants. Sehen aus wie do-it-yourself-Raststätten im Mini-Format. Da wo ich halten wollte, gab's dann aber keinen Parkplatz, darum war es bei mir ein kleiner Parkplatz ein paar Dörfer weiter. Und es gab nur Früchte, auf Brot hatte ich heute Morgen verzichtet. Dafür gibt's dann am Abend noch Penne Carbonara, ohne Ei weil nicht vorhanden. Tut mir ganz gut nach der Pizza gestern - die war zwar echt gut (mit Zwiebeln, Speckwürfeln, Reblochon und Ei), aber gut belegt und gross. Ich habe dazu einen halben Roten getrunken und als Abschluss eine Tarte Tatin mit einem Kaffee genossen. Das war dann definitiv genug für meinen Magen, gekostet hat alles 24 € und ein paar zerquetschte - crazy. Aus der Küche waren Kommentare zum Fussball zu hören, da lief offenbar der Fernseher. Dass auch YB, oder vielmehr Manchester United Erwähnung fand, war nichts als logisch. 
Das Reisen auf den RN ist recht entspannt, einfach mit Lastwagen, die man kaum überholen kann. Die 80 oder 90 die man fahren darf, können die mehr oder weniger auch. Und rauf geht's bei mir auch nicht wie eine Rakete. Einmal hat das Navi eine Abkürzung von 5 Minuten angezeigt, die habe ich dann genommen, weil mit Montluçon mein grobes Ziel angegeben war - und weil nur Fahrzeuge bis 19 Tonnen durchfahren durften. Das hiess: fahrbar, aber keine grossen Lastwagen. In Montluçon hat mich das Navi souverän durchgeführt. Ob man wirklich noch durch eine 30er-Zone hat fahren müssen, weiss ich nicht,  die gibt's hier inflationär...


Der Platz geht bis zum Baum rechts

Dienstag, 14. September 2021

Zugabe

Wie vermutet war ich heute nochmals am Hafen. Die Sonne hat sich hin und wieder zwischen den Wolken gezeigt, es war nochmals recht angenehm. Wobei es im Schutz der Bäume eher tüppig war, am Hafen dank des Windes gerade richtig. Ich war gegen Vier unten und da war es recht leer in den Restaurants, ich fand problemlos einen Tisch ganz vorne an der Promenade - da kann man die vorbeigehenden Leute am besten beobachten. Noch fast interessanter waren jene Promenierenden, welche im Café de la Paix zu Gästen wurden. Das System ist eigentlich einfach und auch gross angeschrieben, ziemlich in der Mitte der Terasse, unter einem zusätzlichen Sonnenschirm: Veuillez présenter votre Pass Sanitaire ICI". Schon bald war mir klar, das funktionierte nicht so recht. Der Kellner meinte sogar, 80% der Gäste sehen das nicht und sitzen einfach ab. Nun gut, ich hatte es immerhin gesehen, aber ich war beim Heranlaufen ja eben auch nicht in ein Gespräch vertieft. Das Verhalten der Leute war dann sehr unterschiedlich: die einen gingen als Gruppe zum "Checkpoint", mit dem Risiko, dass aufgrund der zunehmenden Belegung der Terrasse "ihr" Tisch dann schon besetzt sein könnte. Denn andere hatten sich eine andere Taktik zugelegt, die gingen in zwei Gruppen vom Tisch zum Check. Auf diese Weise war deren Tisch eben immer besetzt (man hätte vielleicht auch ein Badetuch über den Stuhl hängen können, hätte man gerade eines zur Hand gehabt). Eine weitere Variante war die Delegation - eine Person ging mit zwei Handies zum Kontrollgerät. Spannenderweise waren es immer, wirklich ausnahmslos IMMER die Frauen welche gelaufen sind, während die Männer schon auf ihren Stühlen überlegten, was sie bestellen wollten.
Bei mir war es zuerst ein weisses Bier von der Insel, dann später noch ein blondes. Jetzt weiss ich auch, dass dieses Bier in Sainte-Marie gebraut wird. Das stand auf der Flasche drauf, wohl auch auf den drei, die ich noch im Kühlschrank habe.
Es hatte heute auffallend viele Hunde am Hafen. Grosse und kleine, alte und junge, die einen wurden getragen, andere gefahren in einem Käfig entweder auf dem Gepäckträger oder dem Anhänger eines Velos. Ein Border Collie war sogar ohne Leine, aber absolut sicher unterwegs. Ich habe in der kurzen Zeit nicht genau erkennen können, wer bei diesem Hund das Sagen hatte, aber irgendwer war da - natürlich viel zu langsam - mit dem Hund unterwegs. Gehört habe ich keinen einzigen Hund, eigentlich erstaunlich bei so vielen Hunden unter so vielen Menschen. Am Ende war es dann nämlich recht voll, auf der Promenade und im Restaurant. Nach gut einer Stunde hatte ich es dann gesehen, die meisten flanierenden Menschen sogar zweimal - man/frau läuft zuerst ans eine, dann ans andere Ende des Hafens und kommt darum fast immer zweimal am Café de la Paix vorbei.
Die Dernière auf der Ile de Ré soll nun eine Pizza vom Campingplatz-Snack sein, Ob ich diese mitnehme oder dort esse, entscheide ich spontan - wenn da nicht schon jemand sitzt, nehme ich sie wohl eher mit. Im TV kommt zwar nichts Schlaues, aber als einziger Gast im Resto, das wäre dann schon zu viel...

Au revoir

Bekanntlich hat alles ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Heute ist der letzte Tag in der Hauptstadt der Insel Ré. Der angekündigte Regen kam in der Nacht und jetzt gerade noch zweimal kurz über Mittag. Am Nachmittag soll es dann etwas aufklaren und vielleicht zeigt sich sogar die Sonne noch. Dann werde ich wohl noch ein letztes Mal durch die Gassen von Saint-Martin flanieren, am Hafen auf einer Bank sitzen und vermutlich eher einen Kaffee schlürfen, denn ein Eis essen. Die Temperaturen bewegen sich im Moment zwischen 18 und 22 Grad, wobei damit die Nacht sehr mild war, und der Tag eher kühl bleibt. So gesehen habe ich gestern alles richtig gemacht mit meinem "last call" in Saint-Martin.
Da in der kommenden Nacht wieder Regen vorausgesagt ist, und dieser dann offenbar auch den ganzen Tag über fallen soll, habe ich Velo und Grill bereits ein- respektive aufgeladen. Darum ist es an der Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Irgendwo habe ich gelesen, wer alleine reist, lernt viel über sich selber. Es ist ja nicht nur die grosse Freiheit, alles selber bestimmen zu können. Es ist auch, dass man immer selber entscheiden kann, ja muss. Man ist immer selber schuld, kann aber auch uneingeschränkt stolz auf sich selber sein. So ganz unbekannt ist diese Situation ja nicht für mich, ich habe das in den letzten Jahren immer schon gemacht - Ferien ganz alleine. Der Unterschied ist, dass dies heute nicht mehr freiwillig passiert, es ist einfach mein Alltag geworden (leider nicht die Ferien). Also, was habe ich nun über mich erfahren?
  • Mit unvorhergesehenen Situationen kann ich umgehen - die Starterbatterie lässt grüssen, der vollbelegte Campingplatz war ein weiteres Beispiel.
  • Reisen geht ganz gut alleine, einfach die ganz langen Strecken sind nicht sinnvoll - das haben wir aber eigentlich auch in der Vergangenheit fast nie gemacht.
  • Aufstellen ist auch kein Problem, Einparken auch nicht - wenn ich nicht sicher bin, steige ich halt rasch aus und schaue mir die Situation an
  • Weniger gut klappt das mit Brot so ganz alleine, ein Baguette ist einfach schon verdammt gross für mich alleine. Der Rest klappte dafür recht gut, mal abgesehen von meiner "Tintenfisch-Vergiftung" bei der Paella...
  • Durch die Stadt flanieren, die Umgebung erkunden, Läden besuchen - alles kein Problem.
  • Ungern hingegen gehe ich alleine in ein Restaurant. Das ist zwar auch nur eine doofe Kopfsache, aber das machen in der Tat nur wenige. Jemand hat mal geschrieben, sie nähme jeweils ein gutes Buch mit und lese im Restaurant. Zuhause mag dies vielleicht eine Option sein, hier möchte ich aber den Hafen und die Leute beobachten, und da bemerkt man dann die Blicke der Anderen eben auch - wir sind wieder bei der Kopfsache...
  • Die Ruhe und die viele freie Zeit führt manchmal zu skurrilen Gedankengängen, zumindest bei mir. Da tauchen dann so Fragen auf, ob der Traktor bei Ebbe auf dem trockengelegten Teil des Meeres Landwirtschaft betreibt - Achtung, nächste Frage, ist dies das Watt? Egal, meine Gedanken wandern, bleiben aber in meinem Kopf, ich stelle mir die Fragen meist selbst und darf sie auch selber beantworten. Vielleicht sollte ich mich noch etwas mehr mit Meditation beschäftigen....
  • Trotz der vielen Gedanken schlafe ich gut im Wohnmobil und auch sehr viel - im Schnitt fast Acht Stunden. 
  • Den Fernseher hätte ich eigentlich zu Hause lassen können, wäre es nicht gleichzeitig auch mein Radio.
Eines ist sicher: auf diese Insel komme ich im nächsten Jahr zurück, sofern es die Pandemie zulässt. 

Montag, 13. September 2021

John Wayne

Wäre ich eine Woche geblieben, wäre jetzt mein letzter Abend auf der Insel. Und es ist wieder ähnlich warm, wie am letzten Dienstag. Ich sitze bei 25° draussen vor dem Wohnmobil in kurzen Hosen und einem T-Shirt. Der Platz ist um diese Zeit - halb Zehn - schon recht "schläfrig" unterwegs. Das heisst nicht, dass die alle schon schlafen, aber ältere Menschen sind offenbar in der Regel abends recht ruhig. Dass es auch anders geht, weiss ich vom Platz in Sant Pere Pescador.... Hier wird drinnen TV geschaut, oder man/frau sitzt bei Kerzenlicht draussen und geniesst den Abend - oder schweigt sich einfach an. Bis gestern waren noch zwei jüngere Frauen auf dem Platz, die haben abends Karten gespielt. Weiter vorne hat es übrigens ein ganz junges Pärchen mit Auto und Zelt  - in Verbindung mit Cidre und Crêpes kommen da ganz alte Erinnerungen auf.
So, nun ist es soweit, ich bin offenbar zu einem der schrulligen Opas aus der Muppetshow mutiert. Die sassen immer oben auf dem Balkon des Theaters und haben ihre Kommentare abgegeben. Waldorf und Statlar...auch tiefste Vergangenheit für mich. Darum wechseln wir jetzt das Thema, denn es geht ja dem Titel nach um etwas noch Älteres: John Wayne.  Hier ist das aber ganz was Frisches, made to order, und besteht aus einem Hackfleischtätschli, einer halben gekochten Tomate, Zwiebeln, Käse, Salatblätter - eigentlich allen Zutaten für einen Burger, nur steckt alles in einer Galette. Das ist der John aus der Crêperie le Sarrasin. Schon recht ordentlich, aber da ich seit dem Zmorge nichts gegessen hatte, war mein Hunger gross genug für eine zweite Galette. Eines wurde dabei klar: der Räucherlachs ist hier kein Kostentreiber - zusätzlich zum Fisch in der Galette, hatte es noch drei Tranchen einfach so oben drauf. Dafür reichte es bei mir für kein Dessert mehr - nicht wegen der Kohle, sondern weil ich einfach satt war. 
Diesmal sass ich übrigens draussen mit wunderbarem Blick auf den Hafen. Im Prinzip ein gelungener Abschluss, aber vermutlich kann ich es Morgen dann doch nicht sein lassen...

Bucket List

Zwei Tage bin ich noch auf der Insel. Und das Wetter soll eher schlechter werden, wobei ich nicht allzu viel auf die Prognosen gebe. Kühler ist es zwar geworden, gestern Abend in Sandalen, Dreiviertelhosen und T-Shirt habe ich beim Glacé geniessen definitiv nicht geschwitzt. Heute ist es aber schon wieder spürbar wärmer nach einem kühlen Start am Morgen - 15°. Ich war ja jetzt jeden Tag in der Fussgängerzone und am Hafen und weiss nun auch, wo in etwa welcher Laden zu finden ist. Überrascht hat mich dabei nur die Kunstgalerie "Sotheby's 'Ile de Ré" - das noble Teil hätte ich hier nicht unbedingt erwartet - aber überraschend ist so viel auf dieser Insel.... Jedenfalls dachte ich mir, sollte im Verlauf des Nachmittags die Bewölkung tatsächlich zunehmen, dann müssen die letzten Fotos bei Sonnenschein vorher im Kasten sein. Und ein paar Souvenirshops wollte ich auch noch einen Besuch abstatten. Diesmal kam ich auch besser in die Gänge, wenn auch nicht unbedingt früh aus den Federn - das wird ja dann nächste Woche lustig mit dem Aufstehen nächste Woche....
Zuerst einmal war der Glockenturm der Kirche an der Reihe. Beim ersten Mal als ich an diesem Gebäude vorbeigelaufen bin, dachte ich es wäre nur noch eine Ruine. Aber das stimmt nur teilweise, ein Teil und eben auch der Glockenturm sind intakt. Schilder weisen datauf hin, dass der Turm besichtigt werden kann, gleichzeitig ist es auch ein Indiz dafür, dass dies nicht gratis sein kann. 117 Stufen geht es rauf, das Berner Münster ist es nicht gerade. Trotzdem sollte man doch etwas fit sein, denn Kreuzen geht nicht oder nur an zwei Orten: vor und nach der Kasse ist die Passage mit Ampeln geregelt - ist man zu langsam, haben die anderen schon wieder grün. Den Eingang muss man aber zuerst mal finden, den das "Loch" neben der grossen Kirchenpforte ist fast nicht zu sehen. Und so geht es dann wohl vielen wie mir und man landet zuerst im Kirchenschiff (was bei einem Hafenort ja nicht ganz unpassend ist). Und wenn man dann schon mal da ist, dann schaut man sich auch um - erstens, weil es sonst klar wird, dass man sich verlaufen hat. Und zweitens muss es ja irgendwo auf den Glockenturm rauf gehen. Hat man die Kirche wieder verlassen und schaut nochmal genau hin bei den Plakaten, dann entdeckt man vielleicht das grüne oder rote Licht. Am besten wartet man, bis es einmal von Rot auf Grün wechselt und klettert dann los. Gratistipp von mir: Personen mit Platz- oder Höhenangst sollen es bleiben lassen. Im ersten Stock bezahlte ich 2.40 € und konnte dann die Holztreppe rauf, an den Glocken vorbei bis zur Turmterasse hinaufsteigen. Auf halbem Weg sah ich ein Schild: max. 10 Personnes. Witzig, das sieht man erst mitten auf der Treppe, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Aber ich nehme an, der Kassier im ersten Stock zählt alle die vorbeigehen. Bis zum Kassier ist es eine Steintreppe, die sollte mehr aushalten.
Die Aussicht oben auf dem Turm war besser, als die Höhe von unten erwarten liess. Ich sah den Hafen, das immer noch benutzte Gefängnis, den Wald in dem mein Wohnmobil auf dem Campingplatz stand, und vor allem viel Wasser.


Im Hintergrund der Hafen
Fast am Horizont -der Knast
Wo's grün wird, liegt der Campingplatz


Nach dem Glockenturm machte ich dann wie erwähnt noch die Souvenirshops von Saint-Martin unsicher. Die Ausbeute war sehr unterschiedlich: drei lokale Bier, drei Abtrocktücher, ein Kleber und ein Schlüsselanhänger. Dafür keine Glacé diesmal...noch nicht.







Sonntag, 12. September 2021

Sonntagabend

Es ist Wahlkampf in Deutschland. Ist zwar sicher auch für Aussenstehende interessant, wer neu als Kanzler amten wird (hier habe ich bewusst die männliche Form gewählt, die Kandidatin der Grünen hat meiner Meinung nach keine Chance). Die Dreiergespräche im Sonntag-Abendprogramm brauche ich aber definitiv nicht anzusehen. Und weil darum der Film im ZDF ausfiel, hatte ich Zeit für einen Verdauungsspaziergang zum Hafen. Nach dem guten Essen - es gab Penne al Salmone - war das sowieso keine schlechte Idee. Ich machte mich also auf durch Gassen, die mir inzwischen gut bekannt sind. Trotzdem entdeckt man immer mal wieder ein Detail, welches früher noch nicht aufgefallen war. Zum Fotografieren war das Licht schon zu schlecht, aber Morgen ist ja auch noch ein Tag. Zum Beispiel steht der Glockenturm der Kirche auf meiner Liste - den kann man sogar hinaufsteigen und soll dann eine imposante Aussicht geniessen können.
Interessant war zu sehen, wie die nicht mehr ganz so hohen Temperaturen die Strassen geleert haben. Auf dem Weg zum Hafen begegnete ich nur wenigen Personen; gut, es war ja auch schon nach Acht, die Läden schliessen um Sieben. In den Restaurants hatte es natürlich zahlreiche Gäste, aber komplett voll waren die Terrassen nicht. Beim Glacéladen musste ich ebenfalls nicht anstehen und ich war jetzt zum dritten Mal dort, und wurde zum dritten Mal von der gleichen Person bedient. Leider war Pistache schon aus, und ich musste mich mit Marrons begnügen - passt aber ja bestens zur Jahreszeit und in Begleitung von Chocolat Blanc sowieso kein Beinbruch.
Das war dann mein Ausklang des Sonntags, der Genuss von zwei Kugeln Glacé, auf einer Bank im Hafen, im nicht mehr ganz so tollen Licht für's Fotografieren - ausser, man hält direkt drauf...



La Couarde sur Mer

Es gibt so Tage, an denen komme ich nicht so recht in die Gänge. Heute ist mal wieder ein solcher, ich mag eigentlich gar nicht so recht etwas unternehmen. Aufgestanden bin ich etwa um halb Neun, wach war ich schon früher. Ich bin noch eine Weile meinen Gedanken nachgehangen - kommt vor, mal geht es danach besser nit den Gängen, mal nicht. Irgendwann meldete sich aber dann doch ein kleiner Hunger, ein grosser war nicht möglich nach der grossen Portion Paella. Und am Frühstückstisch zeigte sich, dass die Ferien doch schon etwas fortgeschritten waren: Crème forrestiere alle, beim Boursin fehlt auch nicht mehr viel. Davon habe ich aber noch zwei, von der Crème kaufe ich nur noch, wenn ich sie im Offenverkauf finde. Abgepackt schmeckt sie einfach nicht gleich gut, da kann sie noch so viele Medaillen gewinnen. Joghurts habe ich übrigens aufgefüllt, aktueller Bestand ist 22 Stück - ich esse aber auch jeden Tag zwei, die sind ja nicht so gross.
Nach dem Morgenessen musste dann mal das Geschirr abgewaschen werden. Die Paellasachen hätten eigentlich noch gestern in die Reinigung gehört, aber ich habe das einfach draussen auf dem Veloträger übernachten lassen, so ging's.
Ja, und dann war ich wieder gleichweit wie am Morgen im Bett - fauler Sonntag, oder doch noch einen Gang höher schalten? Auf der einen Seite war heute Sonntag und ich rechnete damit, dass die Strände recht gut besucht sein würden. Auf der anderen Seite waren viele Einkaufsläden heute zu - und es war eben auch ein äusserst sonniger Tag. Für Morgen sind am Nachmittag wieder Gewitter vorausgesagt, wobei das letzte gar nicht stattgefunden hatte - aber darauf kann man sich natürlich nicht verlassen. Nun, irgendwann klappte es dann doch mit dem Einlegen des Gangs.
Mein Ziel heute war la Couarde-sur-Mer. Dort war ich gestern schon, bin aber eigentlich nur zum Shop von Isabelle geradelt. Heute fuhr ich bis zur Kirche, weil es dort gute Veloparkplätze gibt - und dahinter müssen die Fahrräder dann gestossen werden - eigentlich. Von der Kirche aus erkundete ich diese quasi Fussgängerzone: hübsche Restaurants, verwinkelte Gassen die alle irgendwie immer in eine Kurve gebaut sind - zum Glück gibt es die Kirche, so kann man sich immer wieder orientieren. Durch die ständigen leichten Kurven dreht man sich unbewusst um die eigene Achse und es ist mir zweimal passiert, dass ich plötzlich an einer bekannten Kreuzung stand - obwohl ich doch einen anderen Weg gehen wollte. Immerhin, das Meer habe ich gefunden. Am Strand sah es aus wie an bekannten Mittelmeer-Stränden ausser Saison, einfach viel kleiner: kleine Beizli in Strandnähe, in zweiter Reihe dann die klimatisierten teureren Restaurants, mehrere Fahrrad-Verleihgeschäfte, ein paar Schaustell-Anlagen für Kinder, alles sehr touristisch. Der Strand selber sah einladend und zum Verweilen aus, der Camping Municipal war gleich neben diesem Touri-Hotspot. Zum Baden und am Strand rumliegen war es hier natürlich besser, aber alles andere passt besser für mich in Saint-Martin. Und jetzt weiss ich auch, wie ich mit dem Velo direkt zum Strand komme. Dass es dort genug Parkplätze für die Drahtesel gibt, versteht sich von selbst...






Samstag, 11. September 2021

Le Sel d'Isabel(le)

Traditionell prägen diese Insel Austern, Esel und Salz. In der Neuzeit sind dann die Fahrräder und Hygienemasken dazu gekommen, aber die Neuzeit lassen wir mal beiseite. Austern und Salz, das ist nachvollziehbar hier an der Küste, zumal der Atlantik offenbar besser geeignet ist für Getier in Schale. Bei den Eseln ist das nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber man begegnet ihnen in der Regel schon am ersten Tag auf der Insel - zumindest wenn man Augen und vor allem Ohren offen hält. Die typischen Esel der Insel sind sogenannte Poitou-Esel, welche meist ein braunes, zotteliges Fell haben. Sehen irgendwie aus wie Esel aus dem Musical Hair mit ihren langen Haaren. Die waren aber wichtig bei der Arbeit in Salzwasser-Gebieten. Zusätzlich gibt es noch diese Hosen, welche ebenfalls dem Schutz vor dem Salz dien(t)en. Sie wirkten auf mich recht drollig, etwas aufgekratzt teilweise - es hatte ein paar im Burggraben der Festung. Les ânes en culottes ist aber immer noch ein bekannter Begriff.

Mein heutiger Ausflug hat mich diesmal an die Südküste der Insel gebracht: la Couarde. Also nicht ganz an die Küste, weil dort scheinbar nahezu auf dem gesamten besiedelten Gebiet Maskenpflicht gilt. Ich mache das dann wohl am Montag, über's Wochenende hat es vermutlich noch viele Tagestouristen. Mein Ziel heute war ein kleiner Laden am Dorfrand, direkt an der Veloroute Richtung Leuchtturm: le Sel d'Isabel. Man bekommt dort - logisch - Salz und Fleur de Sel. Soweit ich weiss, ist das chemisch identisch, das Fleur de Sel ist einfach die oberste, feine Schicht auf den Salzfeldern. Im Laden hatte es aber noch mehr: Keramik, Keksdosen mit Inhalt, Seifen und -halter, Serviertablets, Caramel mit Fleur de Sel, und, und, und. Einiges gibt es davon auch im Supermarkt oder in Souvenirläden, das hier ist aber Eigenproduktion - zumindest Salz und Caramels. Und Isabelle gibt es wirklich; keine Ahnung, ob die älteste Tochter der Familie immer so heissen muss, oder ob der Laden in jeder Generation umbenannt wird. Aber die eine Mitarbeiterin - ich dachte schon, diese wäre Isabelle - sagte zum anderen Mitarbeiter: "je vais vite chez Isabelle, je serais de retour dans une demi-heure". Alles klar. Gut, wusste ich schon vorher - dass die Chefin Isabelle heisst. Kann man nachlesen, ebenso dass es das Familienunternehmen seit 1920 gibt. Mein Ziel war also ganz bewusst gewählt, den leeren Rucksack hatte ich ebenso bewusst dabei. Auf dem Rückweg war dieser dann nicht mehr leer und ich hatte offenbar genug eingekauft, dass ich noch eine Jutetasche geschenkt bekam. Die Person vor mir bekam lediglich eine Papiertüte...
Jetzt verdaue ich gerade meinen Flan au Pistache - délicieux - denn zum Abendessen ist eine Paella geplant. Mit Seiche (attention, c'est du Français, Tintenfisch, kein Seich), und das gab's zwar frisch, aber in recht grossen Stücken. Wird daher entweder eine Paella inverse (viel Tintenfisch mit wenig Reis), oder ich muss noch ein paar Nachbarn einladen...

Freitag, 10. September 2021

Camping Municipal Saint-Martin

Zeit, mal ein Urteil über den Campingplatz abzugeben. Soviel vorweg: meine erste Wahl waren der Flower-Camping und der Nachbarort "La Flotte", heute würde ich mich anders entscheiden. Warum? Das lest ihr jetzt...
Die beiden Nachbarorte gleichen sich in vielerlei Hinsicht: beide haben einen richtig schönen Hafen - in La Flotte laufen die Schiffe auf Grund, in Saint-Martin schwimmen sie immer. Während La Flotte bei Ebbe schon einen leicht apokalyptischen Eindruck erweckt, ist er in Saint- Martin auch bei Ebbe freundlich. Saint-Martin als Dorf ist kleiner und hat darum meiner Meinung nach mehr Charme. Die Lage ist für den geneigten Velofahrer auch besser, da etwas weiter von der Brücke entfernt: da ich meine Touren sternförmig durchführe, bin ich von Saint-Martin überall hin schneller am Ziel - ausser natürlich, ich gehe nach La Flotte. Den Flower-Camping kann ich nicht beurteilen, aber den Municipal schon:
  • Die Dame an der Réception hat es voll im Griff: freie Plätze auf dem Plan markieren, die dritte Person welche reinkommt wieder rausschicken, Wohnmobile so platzieren, dass alle im Wartebereich Platz finden, und dann noch ständig das Telefon abnehmen und um Geduld bitten - keine Ahnung wie, aber sie schafft das. Wohlgemerkt, der Platz wird von der Gemeinde betrieben...
  • Die Snackbar ist ein wahres Schmuckstück, nicht unbedingt wegen des Aussehens, aber wegen der Athmosphäre. Am Morgen begrüsst dich ein älterer Herr mit einem Lächeln unter der Maske und reicht dir die Faust zum Corona-Gruss. Offen ist sie jeden Tag, ausser Mittwoch und Sonntags am Abend - am Mittag kann man aber jeden Tag Essen. Es gibt Morgenessen und später dann Pizzas, Austern, Grill-Poulet und vermutlich auch etwas Gesundes, aber das steht meist nicht auf der Werbetafel.
  • Die WC-Anlage ist typisch Municipal, für zwei Sterne dann aber doch schon gehoben: getrennte Räume für Girls & Boys (wobei ich heute ein paar Rentner gesehen habe, die zusammen unter die Dusche gegangen sind - Alter schützt vor Torheit nicht); Einzelwaschkabinen und richtige WC (keine Plumpsklos) - allerdings im Gegensatz zu mir brillenfrei. Wobei ich nicht sicher bin, ob WC-Brillen wirklich hygienischer sind. Geputzt wird gut, wann weiss ich nicht - müssen Heinzelmännchen der Gemeindeverwaltung sein.
  • Die Lage ist absolut sensationell: vom Campingplatz-Eingang bin ich in fünf Minuten in der Maskenzone und in zehn am Hafen - zwanzig, wenn ich noch ein paar Blicke ins eine oder andere Schaufenster werfe. 
  • Preislich ist er eher teuer für einen 2-Sterne-Municipal, aber für's Gebotene passen die 27€ am Tag.
Übrigens hat es zunehmend mehr Ausländer auf dem Platz. Einen Berner habe ich heute wegfahren sehen, dann mehr Niederländer, zwei junge deutsche Frauen mit Hund, ja, sogar ein Ire ist vorhin hier vorbeigefahren. Ziemlich erstaunlich, bin ich doch ziemlich hinten auf dem Platz und sehe lange nicht alles.