Sonntag, 18. Juni 2017

Ab nach Hause

Es ist Zeit, nach Hause zu fahren.  Eigentlich war ich recht lange weg, aber hier war natürlich viel zu entdecken: Mittwoch Colmar, Freitag die Wanderung um Turckheim und durch das Städtchen, Samstag die Wanderung nach Kaysersberg mit der Heimfahrt im Hippiebus....ganz schön viel los in diesen Tagen. Daneben muss eingekauft, gekocht, abgewaschen werden und die Erholung soll ja auch nicht zu kurz kommen.

Ehrlich gesagt war ich schon fauler unterwegs. Ich habe schön öfter meine Füsse im See gebadet. Ich habe schon mehr TV geschaut - auch dem schlechten Wetter geschuldet. Aber es war gut so, wie es war. Es hat Spass gemacht, trotz dem starken Wind am Schluss, trotz der lästigen Junikäfer die einfach absolut schlechte Flieger sind und trotz den ersten Mücken die gerade jetzt anfangen lästig zu werden. Zeit ins Wohnmobil zu gehen.

Zeit heimzufahren.

Auftrieb

Die Amy-Camper sind noch da - die haben nur den Platz gewechselt, stehen neu ganz vorne beim Sanitärhäuschen, Satellitenantenne steht und links ist ein Erker ausgefahren. Hat also doch einen....
Heute scheint ein typischer Wechseltag zu sein. Viele Camper sind heute Morgen abgereist und nun werden die freien Plätze laufend wieder belegt. Perfekt für mich, denn heute nehme ich es gemütlich. So habe ich immer was zum Beobachten.
Eben erst habe ich eine Tarte au fromage blanc verspiesen - die hat sich heute Morgen beim Patissier in den Rucksack geschlichen. Sowas passiert schon mal, wenn man sein Baguette in der Konditorei holen und dann noch lange anstehen muss. Sonntag eben, ist ja bei Flurys auch so, nur den Sonntagsblick gibt's hier nicht und den würde ich auch nicht kaufen.

Das Wetter ist eigentlich perfekt, sonnig, nahezu wolkenlos, wäre da nicht dieser Wind der hin und wieder in Böen durch das Dorf zieht. Das Ganze scheint den Störchen zu gefallen. Gerade wieder schweben zwei kleinere Exemplare wie Adler durch die Lüfte, nahezu ohne Flügelschlag drehen sie ihre Kreise. Ich gehe schwer davon aus, dass es zwei Jungstörche sind - anfangs Woche flatterten sie noch im Nest mit den Flügeln, nun nutzen sie den Auftrieb der tollen Thermik an diesem schönen Sommertag. Schön anzusehen, viel eleganter als jenes Exemplar, welches täglich durch den Campingplatz spaziert und die essbaren Hinterlassenschaft der Menschen aufpickt. Ein Spatz in Gross sozusagen, zum Glück noch weniger frech und zutraulich als diese....

Pssssst - Sonntag

Samstagabend, ein milder Abend zum Geniessen, bei Laterne, Kerze und ohne Fliegerabwehr - die Moskitospirale habe ich nur die ersten beiden Tage angezündet, dann wusste ich: hier hat's kaum Mücken. Auch gut, dann kann man auch mal die Wohnmobiltüre offen lassen ohne sich später die Nachtruhe zu ruinieren. Mir gegenüber sind neue Nachbarn hingefahren, mit einem recht grossen, busartigen Gefährt. Eine riesige Markise auf der Seite (welche aber das hinterste Fenster kaum abdeckt), eine kleine über der Eingangstür, Klimaaanlage und vollautomatische Satellitenschüssel auf dem Dach, hydraulische Stützen damit das Ganze ins Wasser kommt - der kleine Luxus eben. Ich möchte das meinen Nachbarn aber nicht madig machen - wie auch, ich weiss ja gar nicht, wie die aussehen. Hingefahren sind sie als ich Kaysersberg besucht hatte, da war ich schon mal nicht da bis um Vier. Dann habe ich die gute Frau einmal durch die Büsche gesehen, beim irgendwas Waschen an der Wasserstelle. Mössiö ist später dann mal in der Dämmerung hinter meinem Wohnmobil durchgewatschelt, gesehen habe ich auch da nicht viel. Ich vermute, die haben eine leichte Sauerstoff-Sonnen-Allergie....alle Fenster sind zu die Türe auch, man sieht nur ab und zu eine schemenhafte Gestalt hinter abgedunkelten Fenstern (von denen es auch nicht allzu viele hat - vielleicht das Modell Maulwurf?). Ich hab's mal bei Google eingegeben. Das Teil (Reflection 327S von Forest River) ist amerikanisch, gute 10 Meter lang und wurde zwischen 1997 und 2003 produziert. Ich weiss nicht, welche Optionen dieser noch eingebaut hat, jedenfalls keine Erker. Es gibt aber auch Mikrowelle, Abwaschmaschine, Solarzellen, und und und..... Da will man so ein Gefährt natürlich geniessen und bleibt so lange wie möglich drinnen.

***LIVE***
Achtung, 10:32, die Türe öffnet sich, Herr Maulwurf kommt raus. Einmal rund ums Gefährt und wieder rein - Türe zu. Nachvollziehbar, nach fünf Schritten hatte er einen kleinen Niessanfall. Ich weiss jetzt auch was er gemacht hat: Stromkabel weg, die fahren weiter....
***END OF LIVE*** (sozusagen, nicht end of life)

Eben, gestern Abend war es ruhig, sehr ruhig. Ich war um elf Uhr so ziemlich der Einzige der noch draussen sass. Unterwegs war gar niemand mehr. Ich bin dann auch mal ins Bett und konnte auch gewohnt gut einpennen. Um drei Uhr irgendwas war ich dann wieder wach - eine alte Sirene war zu hören, so eine
an- und abschwellende wie man sie in alten Filmen manchmal noch hört. Die kam mir bekannt vor, die hatte ich am Abend schon mal gehört, ganz weit weg. Jetzt war sie ziemlich nahe, viel zu nahe zum Schlafen. Dazu ein paar Grölleinlagen - alles klar, eine Feier die ausklang. Wie ein Gewitter zog das Ganze rasch vorbei, ich schlief wieder ein. Dann, kurz nach Sechs: ein paar lange "ch" nacheinander - kennen wir schon, Heissluftballon im Aufstieg, genau über unseren Platz, muss eine Heissluftballon-Autobahn sein hier.... Ein kurzes Nickerchen gab's dann noch, dann eine Dusche und anschliessend öffnete endlich die Patisserie Carl - um Acht, an diesem ruhigen Sonntagmorgen.

Samstag, 17. Juni 2017

Wenn einer eine Reise tut.....

...dann kann er viel erzählen - könnte also ein etwas längerer Beitrag werden, nur so als Vorwarnung.....

Der Spaziergang gestern war mir etwas zu kurz, der Ehrgeiz angestachelt. Durch die Kostprobe gestern hatte ich einerseits ein Gefühl für die Distanzen bekommen, andererseits wusste ich nun genau welcher Weg den schönsten Ausblick auf Turckheim bieten würde. Da ich bei der Planung noch nicht wusste wie das Wetter wird, habe ich einige Eventualitäten eingeplant: plötzliche Müdigkeit, plötzliche Lustlosigkeit, überraschende Hitze beispielsweise. Der Plan sah dann so aus: halb Zehn Abmarsch Richtung Kapelle, beim letzten Aufstieg dann rechts abbiegen durch die Weinberge von Turckheim - mit toller Aussicht auf das Dorf. Dann weiter Richtung Niedermohrschwihr, Katzenthal und Ammerschwihr. Hier fuhr alternativ um 11:37 ein Bus für 2€65 nach Kaysersberg. Oder die Wanderung geht einfach weiter bis ans Ziel. Dann um 14:19 ein Bus von Kaysersberg nach Colmar - für 3€70 - und anschliessend der Zug zurück nach Turckheim.

Ich war um 20 nach 9 auf'm Klo und dann bereit für mein kaiserliches Vorhaben. Den ersten Teil kannte ich schon, steil bergauf bei kühlendem Wind. Dann quasi der Höhenweg über Turckheim - würde mich wundern, ob man bei klarem Wetter bis nach Basel sieht. Tolle Aussicht jedenfalls, sogar das Wohnmobil konnte ich erkennen.
Niedermohrschwihr, das nächste Ziel, ist ein kleines Kaff. Aber schmuck anzusehen, die alten Häuser sehen aus wie in Turckheim, die neuen Häuser wirken nach deutscher Manier gut gepflegt. Hier und da war jemand am Gartenzaun-Streichen oder bei der Gartenpflege, ein Winzer machte sich auf in die Rebberge und Touristen flogen aus um das Elsass zu erkunden. Kein Dorf zu klein, um Touristen zu beherbergen. Im Juli findet hier eine "balade gourmande" statt, da kann man über 8 Kilometer wandern und sich an 6 Posten feinschmeckerisch verpflegen lassen. Die lassen sich was einfallen hier....

In Katzenthal - heisst übrigens nicht "vallée des chats" auf Französisch - sahen die alten Häuser aus wie in Turckheim und Niedermohrschwihr, die neuen dafür modern und teuer. Man gönnt sich ja sonst nichts scheint hier die Devise zu sein. Touristen hatte es auch, aber nicht allzu viele - erstaunlich, prangt doch über dem Ort das Château de Wineck. Der Aufstieg hatte etwas von der Alpe d'Huez bei der Tour de France, steil wie die Sau, nur viel kürzer und ich ohne Velo. Das Schloss ist in Privatbesitz - das merkte ich als ich einmal rundherum gegangen war und am Ende des Trampelpfads ein Schild sah: Propriétée privée, passage interdite. Aha, auf der anderen Seite des Pfads stand davon aber nichts.....was soll's, war eh keiner da weil das Schloss nur sonntags besichtigt werden kann.

Weiter ging die Reise nach Ammerschwihr. Den Weg dorthin musste ich mir etwas suchen, aber da ich mir die Route fest eingeprägt hatte, ging das fehlerfrei. Um 11:24 stand ich beim Ortsschild, 13 Minuten vor Abfahrt des Busses - Punktlandung würde ich sagen! Wenn ich denn den Bus genommen hätte. Ich wusste, von hier geht es nochmals aufwärts und dann durch ein längeres Waldstück wieder runter nach Kaysersberg. Das lag noch problemlos in meinen Möglichkeiten, bloss den Anfang des Wanderwegs musste ich noch finden. Ich flanierte also durch die Ortschaft, die alten Häuser sahen aus wie in Turckheim, Niedermohrschwihr und Katzenthal, die neuen Häuser sind mir ehrlich gesagt nicht aufgefallen. Dafür der Storch auf dem Westtor, die scheinen hier in der Gegend sehr verbreitet zu sein und man "könnte" auch zahlreiche Storch-Souvenirs kaufen.

Der Wanderweg war rasch gefunden und der erwartete Anstieg brachte mich dann etwas ins Schwitzen. Es war zwar nicht sehr steil, aber der Wind liess mich im Stich - und das um Viertel vor 12! Zum Glück ging's dann auf dem Kulminationspunkt in den Wald, zum Glück war ich weit und breit der einzige Wanderer - ich erlaubte mir eine kurze Oben-Ohne-Einlage, welch Wohltat....
So kam ich einigermassen erfrischt in Kaysersberg an, spazierte aussen am Dorf hoch (I've been looking for Bushaltestellen....), dann durch die Altstadt wieder runter, gönnte mir eine Stärkung, spazierte die Altstadt wieder rauf und wartete auf meinen Bus. Was soll ich sagen...die alten Häuser sind ähnlich wie in Turckheim, Niedermohrschwihr, Katzenthal und Ammerschwihr - ähnlich, aber in Kaysersberg einfach noch eine Spur schöner, zumindest als Gesamtbild. Auch das Haus von Albert Schweitzer gibt es eben nur hier. Und das Essen ist eine Spur teurer als in Turckheim. Kaysersberg ist mit Sicherheit eine Reise wert, leider wissen das auch viele andere Touristen. Das Dorf ist äusserst gut besucht und die Einheimischen machen sich rar - man sieht nur überall ihre Autos rumstehen, in meinen Augen eine Unsitte - aber ich bin hier zu Gast, ich habe hier gar nichts zu melden. Punkt.

Die Busfahrt....irgendwie erinnerte sie mich an Dodos Hippiebus: vorne ein absolut cooler Fahrer der sein Gefährt mit Leichtigkeit durch enge Gassen und unübersichtliche Strassen steuerte, mit einer Geschwindigkeit die zeigte wie gut bemessen die Fahrplanzeiten waren, Fehler anderer Verkehrsteilnehmer bügelte er aus ohne mit der Wimper zu zucken, dazu für Bus-Verhältnisse laute französische Reggaemusik....einfach sehr speziell, aber heute passte die wie Faust auf Auge.
Natürlich waren wir drei Minuten zu früh in Colmar und ich konnte mir in aller Ruhe ein Zugbillett besorgen, den Reisenden und Zügen zuschauen und auf meinen Zug warten. Der kam dann auch etwa 10 Minuten vor Abfahrt, aber er zeigte zuerst gar nichts an, dann stand zu lesen: Colmar. Super, da waren wir ja schon. Die Anzeige verwirrte auch alle anderen Passagiere in Spe, dann stiegen die ersten ein, einer gleich wieder raus und irgendwann waren wir dann alle drinn - typisches Herdenverhalten. Kann ja nicht falsch sein, wenn es alle machen - dabei wusste niemand, wo der andere hin wollte (ausser bei den Paaren natürlich). Der Zug rollte pünktlich an und dann, ja dann erst kam die Begrüssung im Zug. Die Dame liess verlauten, dass dieser Zug in Richtung Möösteer (Munster) fahre und unter anderem in Logelbaaach und Türgghääim halte. Passt, ich wollte ja genau heim nach Türgghääim....

Freitag, 16. Juni 2017

Von Müllern und Bäckern

Heute war es lange bewölkt und darum angenehm frisch. So geht das Eincremen mit Sonnenschutz wesentlich angenehmer über die Bühne, als wenn der Körper schon aufgeheizt ist. Paradoxerweise friert es mich an solchen Tagen jeweils beim Anziehen des T-Shirts....
Sonnenschutz war auch heute notwendig - erstens weil es zunehmend sonniger wurde, zweitens weil ich ein paar Kilometer durch die Weinberge wandern wollte. Ich hatte mir aus zwei Tourenvorschlägen etwas zusammengebastelt, die kleinere davon war mit 1 Stunde veranschlagt - schien zu passen.
Zuvor brauchte ich aber noch eine Stärkung, Brot für's Frühstück musste her. Der Bäcker war heute in der Backstube, Frau Bäcker nicht da - es bediente Mutter Bäcker. Sie wusste dann auch, dass die Bäckerei erst ab Juli sonntags geöffnet ist. Die andere Bäckerei hat gerade Betriebsferien (die hätte aber am Sonntag offen), bleibt noch die Patisserie Carl, aber ob die Brot verkauft? Offen hätten sie jedenfalls am Sonntag....
Um 9 Uhr und ein paar Zerquetschten fühlte ich des Müllers Lust und machte mich auf den Weg zur kleinen Kapelle auf dem Hausberg. Der Wein-Kooperative entlang führte der Weg steil bergauf, glücklicherweise durch einen Wald. Oben angekommen entschädigte der Ausblick für die Strapazen, gemächlich schlenderte ich nun talwärts, immer den Wegweisern folgend. Sind zwar anders angeschrieben die Routen hier, aber man versteht sie problemlos. Nur die Zeiten fehlen und ich war doch arg schnell bei der Kapelle angekommen. Je näher ich Turckheim kam, desto mehr schwante mir: das gibt keine grosse Wanderung, von wegen eine Stunde für den kleineren der Vorschläge...vielleicht wenn man rückwärts läuft!
Nach 75 Minuten stand ich beim Brandtor, einem der drei Tore von Turckheim. Von der Stadtmauer sieht man nicht mehr viel, die wurde schon früh zu einer zusammenhängenden Hausmauer umfunktioniert und verlor dadurch ihre Schutzfunktion. Eine Stadtmauer mit Fenstern schützt nicht wirklich. Der Name Brand hat übrigens nicht direkt etwas mit Feuer zu tun, sondern stammt von eben jenem Hausberg. Woher dieser seinen Namen hat? Keine Ahnung. Jedenfalls ist hier alles ein bisschen Brand. Es gibt einen Grand Cru Brand, ein Stadttor, eine Residenz die über der Stadt am Weg zum Col de Brand liegt, und und und.... Kommt dazu, dass noch alle Strassen im Stadtkern zweisprachig angeschrieben sind. So gibt es dann halt eine Impasse des Boulangers mit Untertitel Baekagass....
Weniger erfreut war ich über die Touri-Gruppe die mir im Städtchen entgegen kam - auch hier schön dem Klischee entsprechend, auf der vollen Breite der Strasse, teilweise mit Kopfhörern, zuhinterst ein Guide mit einer Guidetafel (so wie eine Pistenmarkierung, nur kürzer....wäre doch auch mal eine Idee, farbige Tafeln für Tourguides: blau = pflegelichte Gruppe mit respektvollen Touris, rot = anspruchsvolle Gruppe mit besitzergreifenden Tendenzen, schwarz = rette sich wer kann). Der Guide schwafelte dauernd in ein Mikrofon und erklärte vermutlich den davoneilenden Schäfchen seiner Gruppe, was sie gerade verpasst hatten - die vordersten liefen nämlich gut und gerne 25 Meter voraus...
Dann habe ich mir noch eine Flasche Schaumwein verdient, bei einem Niederländer, mit Satellitenschüssel einstellen. Macht sich langsam bezahlt mein Hightech-Gerät - Erkenntnis 1 - und hier haben alle etwas Probleme mit dem Empfang - Erkenntnis 2. Vielleicht stört der viele Wein hier die Signale....

Donnerstag, 15. Juni 2017

Wohltuende Schauer

So muss sich eine Wurst an der Sonne fühlen, es ist warm, man schwitzt, fühlt sich klebrig und geniesst jedes noch so kleine Lüftchen welches etwas Abkühlung bringt. Diese Kleider sind allesamt in den Dreckwäsche-Behälter gewandert, denn jetzt - jetzt fühle ich mich wieder frisch. Das Ganze begann gleich nach dem Abendessen. Ich war heute nicht allzu spät dran, weil es im Westen doch einigermassen finster aussah. Und wohlgemerkt, auch im Elsass geht dort die Sonne unter....

Die dunkle Wolkenwand wurde ab und zu kurzfristig erhellt, irgendwann war sie dann nahe genug, dass man auch den Donner hören konnte. Die Front die ich sah, zog nördlich an uns vorbei und brachte nur etwas Wind....ah, eine Wohltat. Der Wind hörte dann aber einfach nicht mehr auf, weil eine andere Front sich hinter meinem Wohnmobil angeschlichen hatte. Die ersten Tropfen brachten dann die Erkenntnis: wo es reinregnen kann, muss jetzt geschlossen werden. Das war irgendwie unangenehm, der Wind hätte bei gutem Durchzug abgekühlt, der Regen war der Spielverderber. So sass ich denn in meinem Wohnmobil, draussen kühlte es ab, drinnen staute sich die Wärme.

Nun habe ich ja hier einen eher schlechten Satellitenempfang, trotz freier Sicht - weiss der Teufel warum. Deshalb hatte ich heute ziemlich oft an der Antenne rumgepröbelt, Google konsultiert und unter anderem Folgendes gelesen: bei Gewitter sollte man die Antenne abhängen, weil sonst bei einem Blitzschlag die Energie übers Kabel in die Bordelektronik geleitet werden kann. Gleiches gilt eigentlich auch für das Stromkabel.....was tun?
Ich schaute mal fern und stellte fest: viel Regen, wenig Empfang. Hätte man also durchaus abhängen können, nun war es voll am Regnen, Blitzen und Donnern - no way.

Dauerte auch nicht lange, dann war der Spuk vorbei, ich nass geschwitzt in meiner Privatsauna und die Fenster auch gleich alle wieder offen. Ahhh - noch eibe viel grössere Wohltat. Duschtuch und Shampoo eingepackt, ab aufs Velo und rasch unter die Dusche. Man glaubt kaum, wie wohl das tat! Aus einer Nachbardusche war die Wohltat sogar zu hören. Ich war offenbar nicht der Einzige, der sich über diese doppelte Erfrischung freute....

Good morning Turckheim

Vielleicht kennt jemand den Film "good morning vietnam" mit dem bereits verstorbenen Robbie Williams. Jeden Morgen begrüsst der Radiomoderator seine Zuhörer mit eben diesem Spruch und hängt dann jeweils irgendwas an, was mit "it's hot, it's dammned hot".
Passend zu heute Morgen galt hier "good morning Turckheim, the sun is shining and its dammned hot". Kommt davon, wenn man bis halb Acht pennt, und das nicht mal so schlecht - war eigentlich ganz angenehm dank offenen Fenstern.
Morgenessen war dann angesagt, aber zuerst musste Brot her. Ich hatte mir vorgenommen, nach irgendwelchen Weggli/Mütschli zu fragen und tat dies auch - worauf mir der Bäcker seine "petits pains" präsentierte (Croissant, Brioche, all so Zeugs was nicht wirklich zu Terrinne und Käse passt). Mit Brioche nature und Croissant ging ich raus, Morgen versuche ich es mal mit einem pain complet. Vielleicht ist ja dann die Frau Bäcker da, die war etwas geduldiger gestern. Und sonst gibt's halt wieder Baguette, auch wenn's ein bisschen viel ist. Ein zweites Croissant brauche ich nicht, das mutiert beim ersten Reinbeissen zum Brösel-Puzzle. Störche füttern geht übrigens nicht, diese Tiere sind bekanntlich Fleischfresser und verderben sich vermutlich den Magen mit Brot. Jedenfalls steht eine Info dazu an der Reception, das wurde also offenbar schon versucht.
Heute bin ich mal so richtig faul. Ich wollte eigentlich etwas durch die Weinberge wandern, aber in Anbetracht der Tatsache, dass das zuerst mal rauf geht und ich schon beim Brotholen ins Schwitzen kam, habe ich das auf Morgen verschoben. Morgen soll es kühler sein, und wenn ich der köchelnden Wolkensuppe zusehe, dann ahne ich auch warum. Getropft hat es bereits, der Rest kommt wohl noch.... Bin dann gespannt, wie es im englischen Lager zu wuseln beginnt, wenn es plötzlich richtig zu regnen beginnen sollte. Da sind noch viele Dachfenster offen und von den Engländern selber sieht und hört man so gut wie nichts - mal abgesehen von der Alarmanlage die beim Chef bereits zum zweiten Mal losging. Gestern nur kurz weil er vor Ort war um sie abzustellen - heute die vollen 30 Sekunden.

Mittwoch, 14. Juni 2017

Rally

Wenn schnelle Autos mit Nummern so schnell wie möglich eine Strecke abseits der Rennbahn absolvieren, dann nennt man das eine Rallye. Wenn 25 Wohnmobile des "Auto Sleepers Owners Club" sich gemeinsam auf den Weg nach Turckheim machen, dann nennt sich das eine Rally. Wenn Vater sich genau in dieser Zeit genau diesen Platz aussucht, dann nennt sich das Pech (für die Platzwahl) und interessant.

Gleich über das Flüsschen sind diese Briten hingefahren. Das "Hauptquartier" war gestern schon da - zwei Gespanne die sich so aufgestellt haben, dass dazwischen eine grosse Fläche entstanden ist. Dort fand heute der Begrüssungsempfang statt, gleich neben der gehissten Clubfahne. Wie meinte schon Obelix? Die spinnen die Briten...aber sie spinnen auf eine sympathische Art und Weise.

Mittwoch ist übrigens Flammkuchen-Tag auf dem Camping. Blöd für mich, denn mein Kühlschrank ist voll - was tun?
Kochen und Morgen in Turckheim eine Crepe essen gehen. Dafür weniger zum Frühstück, ein Baguette ist einfach zu viel für mich alleine....

Colmar

09:40 fährt mein Zug - so stand es im Fahrplan. Und weil die hier keinen Taktfahrplan haben, gibt's dann eine Lücke bis kurz vor Zwölf. Deshalb wollte ich diesen sicher erreichen und war 10 Minuten zu früh da, weil mein GA hier ja nicht gültig ist - und wann habe ich zuletzt ein Billett am Automaten gelöst? Und wann zuletzt im Ausland? Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste....
Hier funktionieren die Automaten modern, mit Drehrad und Auswahlknopf - und nach dem Sympany-Prinzip: Art des Billetts? Abfahrtsort? Zielort? Anzahl Erwachsene? Anzahl Kinder? Einfach oder Retour? In welchem Zeitraum gültig? (immer 7 Tage, aber ab Heute, Morgen, Übermorgen,....) Anzahl Billette? Irgendwann konnte ich dann zahlen und der einfache Preis von 4 € brachte es mit sich, dass ich passendes Münz hatte. Und was nicht passt, wird vom Automaten passend gemacht - der gibt nämlich kein Rückgeld! Dafür muss man dann das Ticket noch entwerten, irgendwo auf der Seite wo's grad passt.

Der Zug nach Colmar fährt hier auf Gleis E, jener nach Munster auf Gleis D - andere Gleise gibt es nicht. Vielleicht ist das die Bezeichung der Regionalbahn-Perrons, in Colmar kam unser Zug auf D an und vis-a-vis war E ebenfalls mit einem baugleichen Dieselzug besetzt. Jedenfalls war ich dann schon 10 Minuten später mitten im Fachwerkhaus-Colmar. Auf demWeg dorthin überquerte ich einen Platz und mir fielen einige komische Platten auf, die so komische Löcher hatten. Als Berner kam mir spontan der Bundesplatz in den Sinn und ich machte vorsichtshalber einen Bogen darum. Auf dem Rückweg war das Teil dann in Betrieb - siehe Foto....

Colmar lässt sich gut zu Fuss erkunden. Das gibt zwar einige Kilometer, aber man kann sich dann überall immer wieder mal hinsetzen und die Kulisse auf sich wirken lassen. Es war auch kein grosses Gedränge, abgesehen von Klein-Venedig - von dieser Brücke fotografieren einfach wirklich alle Touristen - und ein paar Touristengruppen. In engen Gassen kommen diese einem wie eine Welle entgegen, ein Touristen-Tsunami sozusagen. Die machen auch keinen Milimeter zu viel Platz und bleibt man einfach stehen, dann laufen sie beinahe in dich rein.
So hatte ich denn auch keine grosse Lust, den Touristenzug durch die Stadt zu besteigen. 6€50 ginge ja noch, aber in 35 Minuten durch die ganze Stadt....irgendwie zu japanisch für mich und ich bin ja noch gut zu Fuss.

Das schönste an Colmar sind die Häuser und Gassen. Die Kanäle sind nett, das Schöne daran pflegen die Hüter des Tourismus mit unzähligen Blumen und zahlreichen Informationstafeln in der ganzen Altstadt. Weniger gut gefallen hat mir, dass doch viele der Strassen nicht ganz autofrei sind. Die Franzosen fahren eben zu gerne Auto.... Der Marché Couverte war eine leise Enttäuschung in touristischer Hinsicht. Es ist ein ganz normaler Markt (Früchte, Gemüse, Fleisch, Käse) ergänzt mit ein paar Touristenfallen (Bar, Restaurant, Souvenirs). Das Gute daran: es scheint noch ein wirklicher Markt zu sein wo Einheimische einkaufen können, ich vermute aber, die Mieten sind hoch und die Verkaufspreise dann eben auch. Irgendwie weder Fisch noch Vogel....

Essen mochte ich nichts, da hatte ich zu gut gefrühstückt. Trinken wäre was Sinnvolles gewesen, aber alleine macht das keinen richtigen Spass. Zudem war die Entscheidung auch gekoppelt mit dem Zugfahrplan: gehe ich nicht um Eins, wird es fast Vier.... Essen und Trinken hatte ich auch zu Hause und meine müden Füsse hatten den Stichentscheid.

Die erste Nacht

Sie war mild diese erste Nacht, bis halb elf Uhr sass ich draussen und habe den Abend genossen. War ziemlich wenig los hier, mit dem Eindunkeln verzogen sich die Meisten in ihre Wohnwagen, Zelte und Wohnmobile. Ich bin eben eher wieder einer der Jüngeren hier auf dem Platz.
Heute war ich dann wieder einmal um sechs Uhr wach - diesmal habe ich aber eine gute Ausrede: ein wohlbekanntes Zischen hat mich aus dem (leichten) Schlaf gerissen. Das Zischen eines Gasbrenners, für einige Sekunden nur, aber einige Male hintereinander. Da die Fenster so ziemlich alle offen waren, war das gut zu hören. Das lag aber auch daran, dass der Heissluftballon eben erst gestartet war und genau über unseren Campingplatz fuhr. Bis ich dann mal die Kamera zur Hand hatte, war der Ballon schon weit weg und ich hellwach.

Nun gut, eine Dusche war angesagt, dann war ich nachher wach, sauber und entspannt. Das neue Sanitärgebäude ist wirklich schön angelegt, aber einige praktische Details hätte ich persönlich anders gelöst: da ist mal das WC, alles vorhanden ausser einem Kleiderhaken und einer Ablage für irgendwas - man hat ja doch immer mal was dabei wenn man auf's Klo geht, ein Necessaire oder das Duschzeug eben. Wohin damit? Dann die Dusche, die hat eine kleine Trennwand zwischen Vorraum und Dusche. Ein altbekanntes System. Und es gibt sogar einen doppelten Kleiderhaken - bloss ist der auf der nicht geschützten Seitenwand angebracht! Machte allerdings eh keinen Unterschied weil die Luftbrause nahezu alles vollspritzte was sich irgendwo in der Kabine befand. Und eine Ablage für Shampoo und Duschmittel gibt's nur hinter der Schutzwand, da tropft man gleich selber alles voll....

Erkenntnisse für's nächste Mal: es gibt zwei Duschkabinen-Arten hier, jene mit Lavabo haben die grössere Schutzwand und die Haken auf der richtigen Seite. Und: die kleine Düse wo der Wasser-Luftstrahl rauskommt, der lässt sich in der Richtung etwas verstellen. Ganz wichtig: genug Zeit einplanen, es dauert etwas, bis nan richtig nass ist - vor allem die Haare.

Dienstag, 13. Juni 2017

Hier werden sie beobachtet

Das liebe Aufstellen und Einrichten des Fernsehers hat mich ja schon des öftern an den Rand des Wahnsinns gebracht. Nun, das ist weitgehend Geschichte, seit ich den schweineteuren Schwaiger Satfinder im Einsatz habe. Der kostete mich über 200 Franken, dafür keine Nerven mehr beim Aufstellen. Das Teil erkennt nicht nur Signalstärke und -qualität, sondern auch welcher Satellit gerade empfangen wird. Und das Ganze funktioniert auf zwei dieser Empfangsstöpsel (weil Europa geht über Astra, die Schweiz und andere suspekte Staaten über Hotbird - drum braucht der Schweizet zwei).

In diesem Frühjahr war unser Empfang vom Winde verwehrt, weshalb ich jetzt noch eine Windstütze gebastelt habe.  Nun kann eigentlich nichts mehr schief gehen, hat im Beatenberg funktioniert, funktioniert auch im Elsass. Aber man wird ja bekanntlich beobachtet von den Mitcampern....

Kommt plötzlich ein freundlicher Niederländer zu mir auf den Platz. Sein Landsmann hätte Probleme beim Einstellen des Satelliten, er selber habe einen Satfinder (Anmerkung der Redaktion: so ein billiger der nur mehr oder weniger pfeifft...,) aber keinen Erfolg gehabt damit. Ich hätte doch so professionell meine Schüssel ausgerichtet....ob ich vielleicht helfen könne....
Und Piggeldy sprach zu Frederick: nichts leichter als das....
Wir haben das "Schüsselchen" von Onkelchen aus den Niederlanden zum Laufen gebracht. Mit Hilfe eines Brettonen (der uns sagte, welchen Satelliten er empfängt und als Referenz diente) und dieses tollen Produktes aus deutscher Produktion. Eine europäische Kooperation sozusagen, der Schweizer hat nur die Investition getätigt...

Turckheim

Das Städtchen mit dem mittelalterlichen Kern gleich neben Colmar war heute mein Ziel. Die Fahrt verlief staufrei und ich kam gut voran bis Colmar. Dort wunderte ich mich etwas darüber, dass meine Ausfahrt mit Colmar Centre angeschrieben war. Und als ich am Bahnhof vorbeifuhr, wusste ich: hier wollte ich heute gar noch nicht hin. Das Navi hat die schnellste Route gefunden und mich eben so gelotst, dass ich etwas zurückfahren musste. Passte aber trotzdem, wenn ich auch anders gefahren wäre.
Den Hyper U habe ich jedenfalls tiptop gefunden, Parkplätze hatte es genügend und darum auch zwei für mich - man gönnt sich ja sonst nichts. Gefunden habe ich auch alles was ich wollte im Laden und obwohl ich es gemütlich nahm, war ich schnell wieder an der Kasse. Vor mir zahlte eine Kundin kit einem Check, und das ist hier zwar verbreitet, aber auch einigermassen kompliziert: Ausweis notieren, Telefongespräch mit einer Dame zum Anmelden, Check in ein Gerät einführen (vermutlich ein Scanner), warten bis er wieder rauskommt. Ging natürlich nicht beim ersten Mal, darum das Ganze in der Version "doppeltes Lottchen".
Dann war ich dran, alles ging glatt bis auf mein Poulet - hier im Laden verpackt und offenbar auch vermurkst: einscannen? Fehlanzeige! Telefon, warten, schlurp schlurp der Metzger im Anmarsch....neu Verpacken war angesagt und....Warten. Gut, ich habe ja Ferien, kein Problem also. Die Kassiererin wollte aber weiterarbeiten, deshalb parkierte sie meinen Einkaufszettel. Und das geht natürlich....mit Hilfe des Telefons. Danach konnte sie einen Kunden bedienen und als mein Fleisch da war, einfach den alten Kassenzettel einscannen und das Fleisch gleich hinterher.

Den Campingplatz habe ich dann einigermassen gut gefunden. Irgendwo meinte das Navi "Links" und im nächsten Dorf sagte das Steassenschild "Déviation" - und zwar in die Richtung von "Rechts". Etwas später meinte das Navi wieder "Links" und ich dachte "Schotterpiste - nein danke". Ein Navi ist eben nur eine Hilfe, denken muss man immer noch selber. Das war dafür bei der Platzwahl weniger wichtig - von den 110 Plätzen waren gerade noch drei frei, die Auswahl daher nicht so schwierig.

So, nun sitze ich an der Fecht (le Fluss heisst so) und schaue den Störchen zu wie sie auf dem Platz rumstelzen oder an und zu hört man sie auch wirklich klappern.