Donnerstag, 23. Juni 2016

Time to say goodbye

Gestern war es für einige Teams Zeit, von der EM Abschied zu nehmen und die Koffern zu packen. In der Nachbetrachtung heute Mittag am See kam mir der Gedanke, dass die Portugiesen absichtlich auf Unentschieden gespielt haben; nun sind sie Dritte in ihrer Gruppe und treffen im Achtelfinale auf Kroatien. War ja doch auffallend, wie sie jede ungarische Führung kontern konnten. Honi soit qui mal y pense....

Letzte Nacht war es richtig warm hier. Die Dusche am Abend war zwar erfrischend gewesen, aber bis am Morgen blieb nicht viel von dieser Frische übrig. Angenehm war es dafür gegen Mittag am See - im Schatten auf einer Bank, perfekt.  Nebst meinen Gedanken zum Fussball unterhielt mich ein Exemplar von Terrorschwan. Unterhaltsam war es aber auch nur, wenn man nicht Schwan-Opfer wurde.
Als ich ankam biss er mehrmals von hinten in die Lehne einer benachbarten Bank. Die älteren Leutchen standen vor der Bank - ein Schritt zurück hätte nicht in den Abgrund, aber in den See geführt - und versuchten dem Schwan klarzumachen, dass diese Bank nicht essbar wäre. Der Schwan verstand offensichtlich keinen Ostschweizer-Dialekt, aber irgendwann watschelte er weiter. Er schien auch eher neugierig als aggressiv zu sein. Watschel watschel über die Wiese, hier und da etwas Gras gerupft, dann war da eine ältere Dame mit ihrem Sonnenschirmchen beschäftigt - interessant. Die hielt auch irgendwas in der Hand, sehr interessant. Gemütlich ging der Schwan zu dieser Dame hin, diese stand (verständlicherweise) irgendwann mal auf. Patt! Dann warf die Dame den Gegenstand vor ihr auf das Badetuch - Schwan schaute kurz hin, nicht interessant, geht noch was? Da die Dame nicht zum Stehen sondern zum Liegen da war, hat sie dem Schwan mit einer sanften Handbewegung zu verstehen gegeben, dass er verschwinden solle. Der Schwan hat hat eine Sekunde überlegt und dann auch in einer sanften Bewegung in ihre Richtung etwas "geschnabelt". Ihm war das sowas von egal und irgendwann auch mal langweilig - er watschelte von dannen. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass der Schwan mehr Erfahrung mit Touris hatte als umgekehrt....

Für Locarno war es mir heute schlicht zu heiss. Und ich hatte auch ziemlich viel abzuwaschen weil diesmal der komplette Grill dabei war. Den brauche ich heute nicht mehr, weil ein Cervelat-Käse-Peperoni-Gurken-Tomaten-Salat auf dem Programm steht. Einerseits war das so geplant und auf einen warmen Abend aufgespart, andererseits will ich ja auch noch etwas Ausmisten im Kühlschrank. Ganz alles ist Morgen dann wohl noch nicht weg - Eier, Rahm, vielleicht sonst noch eine Kleinigkeit fahren wieder mit mir nordwärts. Das Wasser in Flaschen ist mir allerdings heute schon ausgegangen, Bier und Wein sollte ich auch noch schaffen (Wein ist der Rest von gestern....).
Ja, Morgen heisst es auch für mich "time to say goodbye". Ich habe mich entschlossen, schon Morgen und nicht erst am Samstag heimzufahren. Weil ich auf weniger Gotthard-Stau spekuliere. Weil es am Samstag gewittrig sein soll. Weil ich hier bis um 13 Uhr bleiben kann. Weil es mir am Samstag mit dem Fussballspiel um 15 Uhr zu stressig wird. Und weil es mir eigentlich auch reicht für den Moment.
Kommt dazu, dass es hier immer voller wird und ich froh bin, wenn ich zumindest noch eine freie Parzelle zum Manövrieren habe beim Rausfahren. Aktuell sind in meiner Strasse 6 von 8 Parzellen belegt - frei ist eine gegenüber und eine hinter mir.....(noch) perfekt!

Bezahlt habe ich übrigens schon - und bevor ich sie stellen konnte, war meine Frage "wie komme ich Morgen ohne Badge durch die Barriere" bereits beantwortet: die gute Frau notierte mir einen Code oben auf die Rechnung - clever und durchdacht. Und obendrein stellte ich fest, dass sie heute bereits die zweite Frau war, die mit mir Italienisch sprach (in der Bar war's auch so, und dort habe ich immerhin ein Eis mit drei Kugeln bestellt). Im Supermarkt hört man ja im besten Fall Hochdeutsch,  im Normallfall sogar Mundart....

Mittwoch, 22. Juni 2016

Food or foot?

Langsam aber sicher stellen mich diese Fussballspiele vor ein Problem: Fussball oder Essen, was geht vor. Ich bereite ja eigentlich Abends meine Hauptmahlzeit zu, und das im Moment nicht allzu früh weil es jetzt richtig warm geworden ist. Samstag, Sonntag und Montag passte das noch ganz gut, weil es erst um 21 Uhr Spiele gab. Da war vorher bereits alles problemlos erledigt.

Gestern gab es dann zwei Spiele um 18 und zwei um 21 Uhr. Ich hatte versucht, das Essen auf 20 Uhr fertig zu haben. Deshalb begann ich bereits während dem Spiel mit den Vorbereitungen. Das passte auch ganz ordentlich,  aber ehrlich gesagt: viel vom Spiel hatte ich nicht mitbekommen.... Kam noch dazu, dass die Spiele nicht wirklich der Brüller waren. Am Ende war es eher ich, der diesmal problemlos erledigt war.
Heute habe ich darum die Taktik gewechselt: Kochen gleichzeitig mit dem Match um 18 Uhr, und damit ich nichts (von dem Wenigen was zu erwarten war) verpassen konnte, hörte ich dem Kommentator via Aussenlautsprecher zu. Perfekt könnte man meinen....
Um es kurz zu machen: ich kam gar nicht so richtig vorwärts, ich wurde dauernd gestört von einem Torjubel. Und obendrein gab es unerwartete Tore, Ungarn lag dreimal vorne, Portugal konnte dreimal ausgleichen. Dreimal war somit Ungarn weiter, dreimal und am Schluss Portugal. Und dass die Isländer gegen Österreich gewinnen, hatte ich auch nicht erwartet. Diesmal war im Gegensatz zu gestern so richtig etwas los. War ja klar....

Das Essen war trotzdem fein, trotz der vielen Störungen. Und wieder reichlich, koche ich für mich allein, würde es auch für zwei reichen. Das dunkle auf dem Bild ist übrigens ein Pilzrisotto - war kein Weisswein da, deshalb mit rotem gekocht.....

Slow down...

...take it easy - genau!
Heute war es nochmals ein paar Grade wärmer als gestern. Das passte mir eigentlich nicht so ganz, weil ich heute einen T-Shirt-Tag geplant hatte. Es hatte sich nämlich gezeigt, dass ich nicht ganz alle Stellen am Rücken beim Eincremen erwischt hatte, und deshalb war es dort jetzt etwas gerötet. Keine grosse Sache, aber heute war ein Schontag angesagt. Eingecremt habe ich mich natürlich trotzdem, auch unter dem Shirt.
Nun, für alle Problemstellungen gibt es Lösungen, und wenn es Lösungen gibt, kennt die bekanntlich Google. Für meine Frage gab es einige mehr oder weniger schlaue Antworten:
- "ein gesunder Mensch erreicht jede Stelle am Rücken" - Supertipp, dachte ich auch, kann ich aber nicht wirklich kontrollieren weil ich nicht hinsehen kann; zudem ist dieses Sonnencreme-Yoga echt mühsam.... (gab dann auch entsprechende Kommentare auf diesen extrem lösungsorientierten Vorschlag - Verarschen kann man sich bekanntlich selber)
- alten Ledergurt mit Creme einschmieren und so auf dem Rücken anbringen  (na ja, mit der Zeit wird das primafein aussehen und ebenso riechen)
- selbe Methode mit einem Plastikgurt (schon besser, abwaschbar, aber noch nicht der Brüller)
- selbe Methode mit einem Frotteegurt von einem Bademantel (klingt gut, vor allem in den Kassen der Sonnencreme-Hersteller)
- Rückenbürste mit Lappen umwickeln (gleicher Nachteil bezüglich des hohen Creme-Verbrauchs, aber guter Ansatz)
- Rückenbürste mit Plastiksack umwickeln (noch besser als ein Lappen, aber irgendwie mir nicht so sympathisch)
- Singly Eincremehilfe (benutzt normale Wattepads, macht noch Sinn....müsste ich wohl via Paketadresse Rheinfelden bestellen)
- Backhelp (gibt's in der Schweiz, spezieller auswechselbarer Schwamm)

Ich bin dann trotzdem fast zwei Stunden an den See, einfach mit Hose und Shirt auf eine Bank die nun wieder im Trockenen stand. Dazu habe ich vom Handy Musik gehört, Lesen geht schlecht an der prallen Sonne mit meinem Tablet und die Zeitschriften waren zwar auf meiner Mitnehmen-Liste, sind aber trotzdem zu Hause geblieben. Na gut, dann eben nach den Ferien..
Frau Strandaufsicht ist heute mit ihrem Ruderboot etwas rumgefahren obwohl fast niemand am Baden war. Hat mich noch etwas erstaunt, bis sie dann eines der aufblasbaren Flosse angesteuert hat. Dort begann sie am Rand daran zu ziehen und zu meinem Erstaunen drehte sich das riesige Floss, das kleine Boot blieb stehen. Mir ist noch nicht ganz klar warum, denn weder Boot noch Frau Strandaufsicht machten einen gewichtigen Eindruck...
Jedenfalls war dann irgendwann mal der Steg beim Boot, dieses wurde angebunden und Frau Strandaufsicht betrat mit Eimer und Besen das Floss. Nun trat Frau Schrubbatelli in Aktion um das Floss von den Hinterlassenschsften der Wasservögel zu reinigen. Währenddessen drehte sich das Floss mitsamt dem Boot wieder zurück in die alte Position - man hätte also auch einfach mit dem Boot von Anfang an zum Steg fahren können....

Ach ja, fast vergessen. Gestern Abend gab es noch einen unerwarteten Massenandrang weiblicher Wesen in unserer Strasse: mein Nachbar wollte sein IPad mit dem Gratis Wlan verbinden und wusste nicht wie. Das haben dann die erstarkten Stechmücken ausgenutzt und zugeschlagen, äh, -gestochen. Wir haben uns zwar tapfer gewehrt, aber mit Mr. Perfect dauerte das leider einen Moment. Verbunden war das Gerät noch schnell, aber dann war da noch die Anmeldehürde zu überwinden....
- zuerst geht die Maske auf, dort muss die Mobilnummer eingegeben werden => CHECK; die wusste er sogar auswendig. WEITER
- dann öffnet sich die nächste Maske zum Eingeben des sechsziffrigen Codes => CHECK; Maske war geladen. WARTEN
- nun sollte natürlich eine SMS eintreffen; =>FAIL; keine SMS....
- Püfen ob das Handy Empfang hat; Daten habe er ausgeschaltet (spielt für SMS aber keine Rolle); =>CHECK; er hatte schon mit dem Sohn telefoniert. NEXT
- Prüfen ob die Nummer stimmt; er zeigte mir den Telefonbucheintrag, die Nummer stimmte, aber da stand FESTNETZ. Nun gut, die SMS war nun gerade nach Augsburg unterwegs..... => FAIL; zurück auf Feld Eins
- Mobilnummer eingeben => CHECK; WEITER
- SMS-Code eingeben => CHECK; WEITER
- Internet lief => so geht das!

Danach ging's ab zum Anti-Brumm-Spray und zum Feueranzünder um die Spirale anzuzünden.... Heute mache ich das dann etwas früher.

Auch ein Gast...

Dienstag, 21. Juni 2016

Abendessen zwischen zwei Fussballspielen

Ich habe mich nun doch noch für ein paar Teigwaren zum Znacht entschieden. Während der zweiten Halbzeit von Nordirland gegen Deutschland habe ich alles vorbereitet: Knoblauch schneiden, Cervelat würfeln, Teigwaren kochen. Danach ging's nur noch um's richtige Mischen damit der Parmesan schmelzen konnte, ohne dass das Ei gerinnt. Gut war's, aber ziemlich sättigend. Gut gibt's nun noch eine Runde mit zwei Partien. Von mir aus kann es so weitergehen wie in der gerade beendeten Runde:
○ Nordirland - Deutschland 0:1; getippt 1:2 = 2 Punkte für die richtige Tordifferenz
○ Ukraine - Polen 0:1; getippt 0:1 = 3 Punkte für das richtige Ergebnis

Ich bin auf dem Vormarsch im Tippspiel....

Menu sorpresa

Heute habe ich mal etwas gemacht, was ich sonst kaum mache wenn ich alleine unterwegs bin. Diesmal konnte ich aber einfach der Rezension in Google Maps nicht wiederstehen und habe mich auf die Suche nach dem Grotto Baldoria gemacht. Um 10:38 fuhr mein Bus in Richtung Ascona ab, eine gute halbe Stunde später war ich dort.
Das ist einer der Vorteile wenn man in der Schweiz bleibt, mein GA ist gültig - ausser auf der Standseilbahn in Locarno und auf den Schiffen. Letztere werden nämlich von den Italienern betrieben, sollen ziemlich betagt sein und pro Passagier ein Defizit von 6 CHF einfahren. Das zahlt dann der italienische Staat -  offenbar sind dafür die Ticketpreise ab Italien wesentlich tiefer. Ich hab's sein lassen, hätte auch gar keine Zeit gefunden. Ni
Dazu gäb's ja auch noch die Möglichkeit am Bahnhof Tenero ein Mobility-Fahrzeug zu mieten. Ich habe hier einige Möglichkeiten, welche ich im französischen Jura so nicht hätte...

Ascona hatte ich schon früher mal besucht, zusammen mit der ganzen Familie. Ich wusste also: bei der Post aussteigen und irgendwo in einem engen Gässchen gibt's ne Gelateria artisanale. Ich schlenderte also kreuz und quer durch Ascona, aber die Gelateria lief mir nicht über den Weg. Dafür hatte es überall so grüne Kasten am Boden, gross wie ein Brotkasten und mit einem Loch auf der Seite. Von der Grösse her passt da eine Maus durch und die Aufschrift Rentokil liess auch auf sowas schliessen. Mäuse habe ich keine gesehen - entweder sind diese Fallen effektiv, oder die Dinger dienen einem anderen Zweck.

Gegen zwölf Uhr machte ich mich mal auf die Suche nach meinem Grotto, welches um diese Zeit die Türen öffnet - und zwar jeden Tag in der Saison, im Winter ist dafür dann jeden Tag zu. Der Wirt ist übrigens seit 1992 auf diesem Restaurant....  Ich hatte Hunger, weil ich aus gutem Grund nur ein Skyr zu Morgen gegessen hatte. Ich wusste überdies, dass das Grotto ziemlich versteckt lag - also nicht vorne an der Touristen-Abriss-Meile. Dort gibt es seit neustem ein Papa-Joe, aber das gibt's in Bern ja auch, das Grotto nicht.
Ein Schild wies mir dann den Weg in ein verwinkeltes Gässchen und dieses kam mir dann doch ziemlich bekannt vor: ecco la Gelateria!

Das Grotto selber muss man gesehen haben. Menükarte gibt's keine und der Capo setzte mich zu drei älteren Damen an den Stammtisch. Die eine war denn offenbar auch ein Stammgast, sie erzählte sie käme seit 20 Jahren hierher. Dann meinte sie auch noch, dass sie nur am Mittag hier sitzen dürfe, am Abend ginge das nicht. Gibt offenbar noch einen "Superstamm"...
Bestellt habe ich mal ein Wasser und einen Viertel Rotwein ohne Spezifikation - gibt vermutlich nur den einen...

Menü:
- Salami mit Brot (2 Salame mit Messer auf einem Brett zum selber Schneiden
- Grüner Salat mit Tomate und Thunfisch
- Rindsschmorbraten mit Polenta (bis hierher alles aus dem gleichen Teller mit dem selben Besteck)
- Käse, 4 lokale Sorten zum selber Abschneiden
- Blechkuchen
- Kaffee und Grappa
Kosten für alles: 36 CHF!

Für Locarno war ich dann für heute zu müde....um halb drei war ich zurück im Campofelice und ging zuallererst nach vorne an den See. Essen konnte ich mir beim besten Willen nichts mehr vorstellen, geht wohl heute mal ohne..oder vielleicht noch ne Wurst?


Montag, 20. Juni 2016

Dinner for one (me)

Wie versprochen unten ein Bild von meinem Abendessen. Ich glaube, ich habe herausgefunden, wie die Paella dunkler wird, so wie ich sie in Nordspanien bereits gegessen habe. In Ermangelung von Weisswein habe ich diesmal einen "Gutsch" Rotwein hinzugefügt - et voilà! Bis anhin verwendete ich immer Weisswein weil es ja um Fisch ging. Fisch habe ich übrigens diesmal weggelassen, es hatte genug Meeresfrüchte. Und noch eine Erkenntnis: kocht Chef für sich alleine, reicht's auch für zwei. Gegessen habe ich trotzdem alles, ich war ja sonst sehr brav - kein Glacé, nichts Süsses.

Für Abendunterhaltung war auch gesorgt. Schräg gegenüber ist ein älteres Ehepaar eingefahren. Zuerst haben sie mal die Lage erkundet und sind auf der Suche nach Schatten in "meiner" Strasse fündig geworden. Es war offensichtlich, dass er über irgendwas grübelte. Als er mich dann wegen des Schattens angesprochen hatte, war alles klar: er wusste nicht so recht wie reinfahren. Oben in der Strasse ist es aktuell sehr eng weil ein Aargauer das Carado-Schwestermobil unseres Sunlight quer reingestellt hat. Er steht nun auf dem letzten Zentimeter seiner Parzelle und da ich dort rausfahren möchte, habe ich mir darüber auch schon Gedanken gemacht. Von unten ging's besser, aber dann stände der Wohnwagen verkehrt rum. Ich habe ihm dann vorgeschlagen: eine Strasse früher rein und dann eine 180°-Wende über zwei freie Parzellen. Ich hätte das so gemacht - er fuhr unten rein, wendete über die gegenüberliegende Parzelle  (180° anders rum) und hat sich dabei nur um Zentimeter die Deichsel nicht im Zugfahrzeug versenkt. Der Radius war schon sehr eng - Mutti hat aber geguckt; ob's im schlimmsten Fall für nen Stopp gereicht hätte, weiss ich nicht. Man hätte ja auch einen Meter zurücksetzen können....

Nun gut, der Wohnwagen war am Ende gut auf der Parzelle - dann ging's los: vor, zurück, vor, zurück....irgendwann war mir klar, die wollen weiter nach oben. Das klappte auch, aber er stand immer noch in Fahrrichtung rechts zu weit unten. Also mussten Keile her. Und nun kam die Stunde der Nachbarn: wir hievten irgendwie den Wohnwagen auf die Keile - geschafft.
Denkste, 10 Minuten später waren die Keile wieder ohne Belastung, die Wasserwaage hatte noch nicht das richtige Ergebnis angezeigt. Keile anders ausgelegt, ein Kraftakt - gleiches Resultat. Jetzt muss noch gesagt werden a) der Wohnwagen ist ein Tabbert DaVinci (schwer und teuer) und b) geschlafen wird  in Längsrichtung, ergo ist die seitliche Unebenheit nicht wirklich problematisch - zumal das blosse Auge bereits Perfektion erkannte. Egal, jetzt war ja alles gut, ich begann zu kochen.

20 Minuten später liegen zwei grössere Keile in Originalverpackung aus dem Laden vor dem Wohnwagen - runter geht es bekanntlich schneller und ich drehte schon mal das Gas bei meiner Paella runter. War ja offensichtlich dass die zwei das nicht alleine konnten. Die neuen Keile waren nicht nur höher, sondern sie hatten auch einen grösseren Anfangswiderstand.  Mit Anlauf und genügend Muskelkraft haben wir auch das hingekriegt - Mr. Perfect war nun zufrieden.
Im Gespräch hat mir Frau Mr. Perfect erklärt,  warum das nun so umständlich ablief: sie waren zwei Jahre gegrounded, einmal wegen einem Autounfall von Mr. Perfect (was den gewaltigen BMW erklärt), das andere Mal wegen Grosselterneinsatz weil die Kita-Arbeiterinnen 7 Wochen gestreikt hatten. Meine Saison dauert zwar länger als 7 Wochen, aber ich bin ja auch nicht Mr. Perfect (shut up, das Lachen hört man bis hierher.....).

Offenbar haben sie auch noch was mit Curling am Hut. Jedenfalls stand Frau Mr. Perfect mit dem Besen vor dem Wohnwagen als Mr. Perfect dort rückwärts einparkte. Hier muss noch erwähnt werden, dass diese Parzelle wirklich gross, ja riesig ist...
Angefangen hat das ganze etwa um halb sechs - jetzt ist Acht und langsam nimmt das Vorzelt Formen an...kein Wunder, wenn man die Windschutzblachen viermal ein- und dreimal wieder rauszieht.

Aber genug gelästert, nett sind sie ja, einfach etwas kompliziert. (Ich höre schon wieder jemanden lachen...)

Aussichten und Einsichten

Eines muss man dem Campofelice lassen: es ist immer etwas los in einer angenehmen Form. Will heissen, man hat immer was zu beobachten, aber keine sichtbare Animation. Man muss sich schon darum tun, wenn man hier bei irgendwas mitmachen möchte. Mal gibt es Stand-Up-Paddles, dann Kanufahren, irgendwann auch noch Beachvolleyball - am Donnerstag glaube ich, bei 30°..... Ne, dann doch lieber an und in den See, den gibt's im Moment XXL. Wie immer sagt ein Bild mehr als tausend Worte....

Die Gäste scheinen hier vor allem aus zwei Gruppen zu bestehen: Rentnerpaare und Familien mit kleinen Kindern. Gut, das ist wohl auch saisonal bedingt, es sind ja noch keine Schulferien. Aber es hat auch keine ganz junge Paare und solche campen doch eigentlich auch - oder vielleicht doch nicht? Vielleicht haben diese das Campen satt weil sie immer mit ihren Eltern mussten (und wer's nicht kennt, macht's meist ohnehin nicht).
Es hat hier sehr viele Schweizer. Stark vertreten sind die Kantone Bern, St. Gallen, Graubünden und Zürich, aber auch Uri und die beiden Waldstätten sieht man vereinzelt - und von denen gibt's ja gar nicht so viele.... Dann hat es noch ein paar Niederländer und Deutsche, aber nur ein paar...

Heute ist Montag, der erste Werktag seit meiner Anreise. Und es wird viel gewerkelt: Rasenmähen, Büsche schneiden, Boote einwassern, ganz schön viel Betrieb. Dazu kommt noch der Flugbetrieb, der entgegen meiner Erwartung nicht nachgelassen sondern zugenommen hat. Ich hatte mit Wochenendfliegern gerechnet, aber hier ist offenbar doch mehr Business als Hobby unterwegs.
Ich hab's dafür heute etwas ruhiger genommen und nach Morgenessen und Abwasch dem Coop einen Besuch abgestattet. Meinem Schrittzähler zuliebe per pedes weil ich sonst fast immer mit dem Velo unterwegs bin. Gekauft habe ich Calamares, Gamberi und Jakobsnüsse. Ihr könnt ja mal raten, was ich heute Abend daraus kochen werde. Wie immer stelle ich dann noch ein Bild rein, wenn's fertig ist. Wird aber vermutlich nicht allzu früh sein, da es heute nicht nur sehr lange hell ist, sondern obendrein noch anständig warm. Das habe ich dann auch ausgekostet und mir zwei Stunden Strand gegönnt - natürlich erst nach der weltbekannten Joga-Übung "Krem-dir-den-Rücken-ein". Irgendwann geht das nicht mehr auf, man wird ja nicht jünger.....

Ach ja, Fussball gibt's ja auch noch. Das ist dann aber schon fast das Einzige was ich mir ansehe. Vielleicht noch das Wetter in der Wiederholung auf Info - die Originalsendung verpasse ich immer. Wär aber eigentlich auch nicht schlimm, das Wetter hier ist diese Woche recht einfach: sonnig und warm (aktuell ....siehe Bild).

Sonntag, 19. Juni 2016

Aufwärts

Mittags war es noch immer keine 20° und ich empfand dies als kühl. Vielleicht bin ich zum Gfrörli mutiert oder die meisten anderen Camper liessen sich einfach nichts anmerken. Ich sass in langen Hosen, Socken, T-Shirt und Hoodie vor dem Wohnmobil und beobachtete Leute in kurzen Hosen und T-Shirt. Die einen haben den Camper geputzt, andere haben mit dem Fahrrad eine Tour unternommen. Ich dachte mir, da musst du etwas unternehmen. Also bin ich mal zum Flugplatz rüber gefahren, mit dem Fahrrad natürlich, sollte ja aufwärmen.....

Ich kannte den Flugplatz aus dem Lehrlingslager, da haben wir seinerzeit einen spontanen Vortrag darüber gehalten. Wann war das noch genau? Müsste 1986 gewesen sein, also exakt vor dreissig Jahren. Die Fotos die wir geschossen hatten, mussten wir so rasch wie möglich entwickeln lassen, damits für den Vortrag reichte.
Auch heute noch finden die gleichen Aktivitäten statt wie damals: Flugzeug rauf, Fallschirmspringer raus, Flugzeug runter, Fallschirmspringer runter. Das Flugzeug sieht auch noch immer eher etwas betagt aus....genauso wie damals.

Aufwärts ging es dann auch mit den Temperaturen. Um 15 Uhr zeigte das Thermometer 21° draussen (auf dem Hinterrad im Schatten) und 20° drinnen an. Ich habe dann sogar die kurzen Hosen montiert - die hatte ich gestern allerdings auch schon mal an, bis zum Gewitterregen.... Es scheint also tatsächlich immer schöner zu werden und vielleicht bin ich schon bald froh um etwas Schatten auf der Parzelle.

Ja, und da war dann noch dieser unerwartete Besuch - von einer Dame, die mir aber nicht besonders freundlich gesinnt war. Ich sass vor dem Wohnmobil, schnitzelte an meinen Tomaten rum und plötzlich stand sie vor meinem Tisch: Frau Schwan nehme ich an, da sie vier Schwänchen im Schlepptau hatte. Allerdings war das ein sehr, sehr langes Schlepptau....
Sie guckte zuerst mal auf den Tisch, ich begrüsste sie mal. Dann war der Kopf unter dem Tisch und ich dachte....da war es auch schon, ein klar vernehmbares Fauchen. Zeit aufzustehen..... ich liess Frau Schwan links liegen und sie zog weiter zu Nachbars. Dort wurde es alsbald etwas lauter und man behalf sich mit leichten Schlägen auf den Kopf  (meiner Meinung nach kein probates Mittel) und mit einer Glückspost - nun, bei einer Schwandame vielleicht auch nicht ganz passend zum Vertreiben, aber das Gefuchtel war ihr dann doch zu blöd, sie zog weiter.

Abendessen - schaut selber....

Erste Nacht

Dank den freundlichen Isländern gab es für mich gestern im Tippspiel von PostAuto Finanzen&Informatik endlich mal wieder einen Voltreffer: 1:1 getippt und mit den zwei isländischen Toren gab es ein 1:1. Im Abendspiel hat mir dann der österreichische Torwart einen Strich durch die Rechnung gemacht, der hielt fast alles (und das eine Tor der Portugiesen zählte ja wegen Offside nicht....). Für zwei Tore waren genug Chancen da und irgendeiner der 22 Spieler hätte dann sicher noch für unsere Nachbarn getroffen. Getroffen hat nur Christiano Ronaldo - den Pfosten beim Penalty und eben das Tor aus dem Offside. Vielleicht sollte er sich etwas mehr bewegen, er soll ja gemäss Statistik der "faulste" Feldspieler auf dem Platz gewesen sein. Wobei.... wenn ich meine Schrittzahlen von gestern anschaue, das war immer noch weniger als bei Ronaldo während des Spiels.

Jedenfalls war ich gestern ganz schön müde, vielleicht hat da auch das Glas Rotwein mitgeholfen. Wie so oft in der ersten Nacht bin ich sehr schnell eingeschlafen, hatte aber etwas Mühe durchzuschlafen. Und wenn ich mal wach bin, dann muss ich auch auf's Klo. Das ist nicht so weit weg, aber draussen (wobei es nicht etwa kalt gewesen wäre.....). Ich versuche das meist etwas rauszuzögern, aber mein komischer Traum war dann doch eindeutig problembezogen: wenn man sich in der S-Bahn vor dem Klo in einer Schlange befindet, und wenn man dran ist wird die Komposition ausgewechselt (heisst: umsteigen und no Klo oder Klo und no Anschlusszug) - ja dann sollte man sich für's Klo entscheiden, auch wenn es fünf Uhr in der Früh ist.
Nach dem nächtlichen Ausflug hat mich dann irgendein Gespräch geweckt, auch in einen Traum integriert, aber den weiss ich nicht mehr. Es waren "nur" meine Nachbarn. Jedenfalls war es kurz vor Acht und ich musste schon wieder auf's Klo.....

Im Laden gibt's zum Glück fast alles was das Herz begehrt. Am Sonntag auch frische Brötchen, aber die sehen nicht extrem frisch aus. Doch das täuscht: weil man sich selber bedienen kann, sind alle Backwaren in eine Folie eingepackt. Frisch sind sie trotzdem, einfach mein Kopf suggeriert was Anderes. Vielleicht würde etwas Backstuben-Geruch da helfen....heute allerdings gibt es keine Alternative in der näheren Umgebung. Bin dann gespannt, wie es im Coop gelöst ist - könnte ja eine kantonale Hygienevorschrift sein.

Es ist im Moment noch etwas frisch, so knappe 16°, aber trocken und ein paar "blaue Störungen" (DRS 3 Wetterbericht) sind zu sehen. Die Sportler im Centro Sportivo sind gerade in Aktion getreten und drei Flieger sind heute auch schon gestartet. Aber sonst ist es hier ziemlich ruhig. Immerhin fährt immer mal wieder ein Gespann rein oder raus, die einen souverän, die anderen eher kompliziert. Das ist auch eine Folge davon, dass man sich hier die Parzelle explizit mit dem Fahrzeug aussuchen soll. Da wird dann eben wie auf einer Safari das Gelände aus und mit dem Fahrzeug erkundet. Und wenn mann (wieder absichtlich) dann ungefähr sechs Parzellen zum Manövrieren beansprucht, den grösseren Teil davon im Rückwärtsgang, und am Ende der Wohnwagen "nur" auf der richtigen Parzelle abgestellt hat - weder am richtigen Ort noch in der gewünschten Ausrichtung.... ja, dann würde ich wohl einen Mover empfehlen, den haben sie nämlich noch nicht und darum brauchte es Unterstützung der Nachbarn für die letzten Meter und Zentimeter.
Ich bin übrigens kein Nachbar, hatte aber super Aussicht von meinem Zmorgetisch mit Kaffee, frischen Ciabatta-Brötchen, Käse, Salami, Honig, Butter und zwei Spiegeleiern. Jetzt muss ich bloss noch den ganzen Krempel abwaschen...

Samstag, 18. Juni 2016

Campofelice

Ich muss schon mal vorwarnen, heute geht es mal wieder um Wetter und Essen, aber nicht nur.

Die Reise ins Tessin war eine Reise von Sonnenschein zu Sonnenschein. Dazwischen lagen drei kurze Einlagen von Regentropfen und 35 Minuten Staufahren am Gotthardtunnel. Das klingt jeweils viel schlimmer als es ist, weil es in den vier Kilometern eben zwei Ampeln hat: ist man über die erste hinaus, ist man eigentlich schon durch - nicht durch den Gotthard, aber durch den Stau.
Staufahren mit dem Wohnmobil ist eigentlich ganz entspannend; man kann einkuppeln und das Gefährt im Standgas rollen lassen. Das geht mit dem grossen Diesel eben auch bergauf. Und weil das so gemütlich ist, hat man Zeit die Mitreisenden zu beobachten: zwei Pannenfahrzeuge und ein paar Dutzend  IQ-mässig leicht eingeschränkte Zeitgenossen. Wie armselig muss mann (bewusst so geschrieben) sein, wenn man sich im Stau über einen Mini-Parkplatz zehn Fahrzeuge nach vorne schmuggelt? Vielleicht meinte Einstein seinerzeit den Egoismus und nicht die Dummheit der Menschen in seinem bekannten Spruch.....

Ich war ja bewusst früh losgefahren, klar wegen der Staugefahr, auch weil ich nicht wusste wie gut der Campingplatz besetzt war - vor allem aber, weil am Nachmittag Gewitter angekündigt waren. Um halb eins bog ich Richtung Reception ein, dort sprachen dann alle Deutsch und ich war sogar noch im System auffindbar - wann waren wir das letzte Mal hier? Hammer...
Meiner Meinung nach ist der Platz gewachsen, aber eben: lang ist's her. Die Platzwahl war nicht so einfach, weil die meisten Parzellen hier in Längsrichtung gross und quer eben klein sind. Quer wäre Richtung Süden die Eingangstür und somit Sonne von Morgen bis Abend. Aber da dies nicht ging - und ich habe mir einige Plätze angeschaut - stehe ich jetzt längs mit Ausrichtung nach Westen => Abendsonne. Zur Not hat es vor dem Fahrzeug noch genug Platz für meinen Zmorgetisch - wenn dort die Sonne hinkommt. Das Gefährt selber steht schattig und ich denke, dass ich in ein paar Tagen froh darüber sein werde.
Gegen Viertel nach zwei hatte ich alles,  wirklich alles aufgestellt - und es begann zu regnen. Das hatte es eigentlich schon seit über einer halben Stunde ganz leicht, begleitet von Blitz und Donner aus der Ferne. Jedenfalls hat es diesmal gepasst.

Gepasst hat auch mein Timing mit dem Fussball. Um drei Uhr war ich vor dem Fernseher mit einem Bier in der Hand - und hatte Hunger! Ein Skyr (Lemon-Cheesecake, yammi) musste genügen. In der Pause war ich dann noch kurz im Laden um Teigwaren zu kaufen. Bezahlen kann man dort jetzt kontaktlos mit so ziemlich allen Karten, ich glaube das war nicht immer so.
Nach dem Match habe ich mir dann was gekocht, bei Sonnenschein übrigens. Das Kochen für eine Person hat sich dabei wieder als grosse Herausforderung erwiesen. Ein bisschen Poulet, etwas Peperoni, eine Zucchetti und eine Handvoll Teigwaren ergibt bei mir eben immer eine Riesenportion. Aber ich hatte ja vorher nicht wirklich viel gegessen. Und es war fein, dazu die Klänge der nahen Kirche (das mehrtonige Sonntagsgeläut) und die Beschallung vom Centro Sportivo nebenan - ja, ich bin angekommen, das ist Tessin, das ist Tenero.

Freitag, 17. Juni 2016

Summertime

Juni bedeutet lange Tage und kurze Nächte. Juni verbinden wir mit Sonne und Wärme. Juni bringt uns alle zwei Jahre jede Menge Fussballspiele im Fernsehen. Juni bedeutet für mich auch eine Kombination von alldem auf einem Campingplatz an einem See. In diesem Jahr sollte es eigentlich der Campingplatz La Grisière sein - doch weder Sonne, noch Wärme zeigen sich im Moment im Jura. Also habe ich mir einen alten Bekannten ausgesucht, den Campofelice in Tenero.
Ich bin überzeugt, dass sich von den 770 Parzellen Morgen noch eine freie für mich finden lässt. Betrieb wird es mehr haben als im Jura und auf dem Weg ins Tessin ist ja noch der Gotthardtunnel im Weg. Ich zähle also darauf, dass im Moment noch Vorsaison ist - kaum Stau vor dem Tunnel und viele freie Parzellen auf dem Platz. Essen und Trinken habe ich dabei und das Coop ist praktisch vor dem Campingplatz. Das Velo kommt mit und da das Tessin noch zur Schweiz gehört, brauche ich auch kein Datenpaket für's Handy.

PS: um 15:00 Uhr ist Morgen der erste Match - dann muss alles stehen. Man rechne.....