Erkenntnis Nummer 1 im Bus: auf der hintersten Reihe vibriert die ganze Bank wenn der Bus stillsteht. Und alle(s) vibriert mit. Das war vor allem bei einer Frau ganz lustig, welche telefonierte. Man hörte nämlich das Vibrieren sogar in ihrer Stimme, wenn sie sprach. Beim Teatro bin ich dann ausgestiegen - blieb mir ja auch gar nichts anderes übrig, weil es die Endstation der Linie 1 ist. Dann machte ich mich auf in die Calle Triana, mal wieder. Hier waren die Angestellten der Stadt - Vermutung - damit beschäftigt, die Weihnachtsbeleuchtung zu installieren. Da ich weder Hunger noch Durst verspürte, kam für mich das gut besetzte Cafe Regina nicht in Frage. Da es dort aber immer viele Einheimische sitzen hat, wäre das schon mal eine Option. Wenn auch auf Kaffee spezialisiert - mit eigenen Kapseln - geht da doch noch viel mehr. Ich setzte mich diesmal stattdessen auf eine der zahlreichen Bänke und tat, was ich äusserst gerne tue: ich beobachtete die Menschen. Eine gute Sonnenbrille hilft da immer ein wenig, gestern war sie auch äusserst zweckmässig. Die Sonne zeigte sich an diesem Tag an einem fast wolkenlosen Himmel. Das war beim Hotel noch nicht so gewesen und darum war auch mein Sonnenhut nicht mit dabei - extra, nach dem Motto: dann scheint die Sonne mit Sicherheit. War auch nötig, denn ich war mit kurzen Hosen und Sandalen unterwegs - und frieren mag ich ja nicht.
In der Calle Triana habe ich irgendwann begonnen, die Menschen in zwei Schubladen zu stecken: Touristen - Einheimische. Da ich ja nicht alle fragen konnte, weiss ich natürlich nicht, wie gut meine Trefferquote war. Aber es gab schon einige klare Erkennungsmerkmale. Die Kleidung alleine war es nicht, denn auch hier werden von den einen Shorts getragen, während die anderen eine Jacke benötigen. Das Aussehen war es auch nicht zwingend, mal abgesehen von den weiss-blonden Dänen. Es war die Art und Weise, wie die Touristen durch die Calle Triana flanierten. Wer sich ständig umsah, auch immer mal wieder sein Handy konsultierte, der war Tourist. Wer zielstrebig - nicht zwingend schnell - voranging, dabei manchmal noch auf das flach gehaltene Handy vor der Maske einredete, der war von hier. Die telefonieren hier übrigens fast alle so...
Das Thema "Masken auf der Strasse" hat mich dann auch noch interessiert- ich habe mal eine zeitlang gezählt: 100 zu 76 für die Maskierten. Das wäre bei uns in solch einer Fussgängerzone mit so wenigen Leuten niemals so.
Irgendwann hatte ich dann genug Sonne getankt und ich fuhr mit dem Bus Richtung Puerto, da gab es noch dieses Castillo de la Luz, welches offenbar früher dem Schutz gegen Piraten diente - und gegen die Engländer, Francis Drake hatte es jedenfalls nicht geschafft, die Festung einzunehmen. Sonst wären die Kanaren jetzt vielleicht britisch - nicht auszudenken. Auf der Fahrt kam dann Erkenntnis Nummer 2 im Bus: die besetzen hier wirklich jeden Sitzplatz, Corona hin oder her. In der Schweiz setzt man sich nicht immer gerne zu jemandem hin - das ist hier ganz anders. Und ja, das macht mal mehr Freude, mal weniger, ganz wie bei uns.
Das Castillo de la Luz lag wo schon wieder genau? Nicht mehr am Meer, soviel wusste ich. Die ungefähre Richtung auch, ich hätte jetzt natürlich kurz mein Handy zücken können.... ich entschloss mich, mal zwei Frauen hinterher zu laufen, die irgenwie aussahen, als ob sie genau dorthin wollten. Fragt jetzt nicht, warum ich das vermutete - Bauchgefühl. Das hatte mich auch nicht getäuscht, eingeschätzt hatte ich die zwei aber total falsch: es waren keine Touristinnen und sie wollten auch nicht zum Schloss, sondern nur in den Park. Die eine hat dann eine Matte ausgebreitet, die andere einen Kettlebell mit Wasser gefüllt - Outdoortraining. Egal, ich war beim Castillo.
Auf dem Rückweg - zu Fuss - habe ich dann noch den letzten Teil der Fussgänger-Promenade entdeckt. Baden ist hier fast unmöglich, weil man nicht runterkommt.