Dienstag, 22. November 2022

Überraschungen

Zurück aus Puerto de Mogan war mal zuerst eine kurze Dusche nötig. Ich war zwar nicht der Meinung, stark geschwitzt zu haben, aber hier am Meer fühlt sich das irgendwann immer so an, insbesondere bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit. In Puerto de Mogan schien den ganzen Tag die Sonne - zumindest den halben, an dem ich dort war. Irgendwo hatte ich eine Temperaturanzeige gesehen, die mit 27° einen durchaus plausiblen Wert anzeigte. Zurück in Las Palmas war es beim Eindunkeln spürbar kühler - und wir wissen ja, es kühlt hier nicht wirklich ab über Nacht, es ist hier einfach immer etwas kühler als im Süden der Insel. Darum gibt es dort auch die zahlreichen Touristenhotels an praktisch jedem grösseren Strand. Selbst im beschaulichen Fischerdorf gibt es drei grössere Hotels, zwei etwas zurückversetzt im Tal, eines mitten am Hafen. Das hatte ich im letzten Blogbeitrag auf den letzten zwei Bildern bereits eingestellt - Hotel? Sieht man ihm gar nicht an.
Die Restaurants hier - und davon gibt es viele - sind entweder automatisch immer gut besucht (am Hafen), oder sprechen dann halt die Passanten direkt an. Das ist nicht aufdringlich, sondern geschieht subtil auf der freundschaftlichen Ebene. Ich hatte mich gegen den Hafen und für den Strand entschieden, denn ich hatte wirklich Hunger. Meine Wahl fiel auf das hinterste Lokal auf der Promenade hinter dem Badestrand: Restaurante Mogán Mar Die Speisekarte war typisch für eine solche Lokalität in einer Version für Touristen verfügbar, viele Bilder, wenig Text in drei Sprachen. Ich bekam dazu auch die "grosse" Karte, nur Text, dafür hintereinander in mehreren Sprachen. So gross war sie also nicht, es war in etwa das Gleiche aufgelistet. Immerhin, es gab Karten und nicht nur einen QR-Code auf dem Tisch. Klassisch auch die Ansprache mit "Amigo" - nicht immer, aber es schlich sich regelmässig ein. Allerdings war der Service sehr zuvorkommend. Ein Niederländer mit seinem Sohn fragte den Kellner, ob sie das Fussballspiel um 15 Uhr zeigen würden. Dass dort hinten ein Fernseher lief, hatte ich gar nicht bemerkt. Aber ja, man würde alle Spiele zeigen, war die Antwort. Der Niederländer meinte, sie hätten aber schon gegessen - kein Problem, es wurde sogar noch die Ecke etwas verdunkelt, damit es keine Reflexionen auf dem TV gab. Die später eintreffenden Niederländerinnen wurden dann schon fast familiär begrüsst. Puerto de Mogán ist allemal eine Reise wert, vielleicht sogar noch etwas mehr. Man muss sich einfach darauf einstellen, dass man in einer komplett anderen Welt landet, als in Las Palmas.
Auf dem Rückweg füllte sich der Bus übrigens erst am Flughafen. Eine grosse Menschenmenge wartete und natürlich haben dort die allermeisten noch kein Ticket. Wie auch, das gibt es ja nirgends zu kaufen und nur hier lebende Zeitgenossen haben in der Regel eine Wertkarte. Spannend war dann aber, was die Kundschaft bestellte. Man muss sich vorstellen, man steht am Flughafen von Las Palmas - ich habe mehrmals gehört "Las Palmas". Nachvollziehbar, aber trotzdem schräg, einmal von Las Palmas nach Las Palmas bitte. Nur wenig Vorbereitung hätte hervorgebracht, dass es zwei grosse Busterminals gibt, und dass nicht jede Linie nach Santa Catalina fährt. Gerade darum weisen sehr viele Reiseseiten darauf hin. Nun, dieser Busfahrer älteren Jahrgangs war die Ruhe selbst - so ist er übrigens auch gefahren. Er fragte jeweils nach dem Hotel, die Leute zeigten es ihm auf dem Handy und bekamen dann - vermutlich - das richtige Ticket. Ich muss mir das gut überlegen, ob ich beim nächsten Mal nicht den Bus nehmen soll. 2,95 € stehen über 30 € gegenüber.... Aber vielleicht geht's ja im nächsten Jahr woanders hin, wer weiss.
Nach der Dusche hatte ich ein kleines Hüngerchen, und weil die guten Plätze auf der Promenade gut besetzt sind, nahm ich mein Tablet in die Hand und ging raus - Blogschreiben konnte ich ja überall. Überraschenderweise wurde bei Regina gerade ein Tisch frei, die Chance packte ich und bestellte mir erst mal ein Bier. Das Alhambra Roja gab's nicht, was es alternativ gab, verstand ich dann aber nicht. Ich bestellte es trotzdem, bekam ein dunkles Bier und weiss jetzt nicht genau, ob es Roja war, oder von Alhambra - egal. Interessant: das WiFi vom Hotel funktionierte auch bei Regina....ging also bestens mit Blogschreiben. Was ich nicht erwartet hatte: irgendwann fing es an zu Nieseln. Zum Glück hatte ich noch nichts zu Essen bestellt. Als das Nieseln in Regen über ging, fragte ich ob drinnen ein Tisch frei wäre. Ich durfte wählen und setzte mich an einen kleinen Tisch, am Nebentisch sass eine junge Frau mit Notebook und iPhone auf dem Tisch und tippte eifrig. Passt zusammen dachte ich mir, die Ecke der Nerds. Später setzte sich dann noch eine zweite junge Frau dazu, auch sie digital unterwegs. Gegessen habe ich dann das wunderbare Rindsfilet, ohne Dessert, dafür mit einem Barraquito als Abschluss. Ich glaube, ich habe dieses Getränk schon mal beschrieben: Kondensmilch, Licor 43, Espresso, Milchschaum, Zimt und Zitronenschale - in dieser Reihenfolge von unten nach oben. Sieht halt speziell aus und gestern durfte ich das Getränk den beiden Damen am Nebentisch erklären. Dabei kenne ich es doch selber erst seit einer Woche... Die Frauen sind übrigens einen ganzen Monat hier und kommen aus Übersee, die eine aus Kanada, die andere aus Boston USA. Was man so für Leute trifft, wenn man unerwartet in ein Lokal flüchten muss....

Das wäre die Amerikanerin - da hatte ich aber noch keinen Barraquito auf dem Tisch...


.