Mittwoch, 23. November 2022

Der Koffer füllt sich

Die Ferien gehen langsam dem Ende entgegen, wenn der Schrank leerer und der Koffer voller wird. Gut, um das zu beheben, könnte man auch einfach waschen gehen oder lassen, das mache ich dann aber lieber zu Hause. 11 Nächte sind eine lange Zeit und heute denke ich, dass es das so bei mir nicht mehr geben wird. Las Palmas kenne ich jetzt recht gut, zumindest was Touristen so zu sehen bekommen. Und für Strandferien bietet sich dann eher die Südküste an, es gab in diesem Jahr schon ein paar stark bewölkte Tage hier - an denen es im Süden doch sonniger war. Klingt wie ein Rückblick, ist es wohl auch irgendwie. Denn gestern hatte ich nicht wirklich viel gemacht, darum gibt es auch nicht so viel zu schreiben.
Man muss ja irgendwann mal raus aus einem Hotelzimmer, sonst kann ja nicht aufgeräumt und geputzt werden. Darum habe ich mir schon im letzten Jahr angewöhnt, nach dem Morgenessen jeweils in der Lobby meinen Blogeintrag zu schreiben. Dann plane ich meist noch meinen Tag - Pläne welche nicht immer aufgehen, siehe mein Ausflug nach Puerto de Mogán. Gestern hatte ich keine richtige Idee, was ich machen wollte. Das Wetter war grau, Strand reizte mich darum nicht. Ich verzog mich also mal wieder in die Calle Triana mit der Idee, dort später etwas zu Essen. Auf das Morgenessen hatte ich nämlich verzichtet, mir fehlte schlicht der Hunger. Im Hinterkopf hatte ich das Café Regina, welches es dort ebenfalls gibt. Leider war es wie so oft, Platz gab es nicht und mir kam dann dafür eine andere Idee: im letzten Jahr war ich ja zum Auditorium Alfredo Kraus gelaufen, und wollte dann mit dem Bus in die Innenstadt fahren. Ging ja damals in die Hose, weil ich den richtigen Bus nicht gefunden hatte, und ich die alternative Linie in die falsche Richtung erwischte. Ich war damals ziemlich rumgekurvt, bis ich dort ankam, wo ich hin wollte. Aber diesmal konnte ich es ja umgekehrt machen.... Die App sagte: Bus 17, in 28 Minuten, von der Haltestelle Teatro. Das ist auch gleich der Startpunkt der Linie 17, das Auditorium die Endhaltestelle - macht das Busfahren besonders einfach. Vom Teatro aus fahren an die 20 Linien, ich musste also erst herausfinden, wo der Bus hielt. In diesem Fall stand er bereits da, was mir reichlich früh vorkam. Aber egal, ich setzte mich mal auf eine Bank, weil der Bus noch geschlossen war. Ging dann aber keine zwei Minuten, bis der Fahrer kam, wir stiegen ein und der Bus fuhr ab. Nie im Leben waren das 28 Minuten gewesen.
Die Fahrt mit dem Gelenkbus durch diese sehr engen Gassen - ich hätte es nicht für möglich gehalten. Die netten Autofahrer parkieren hier nämlich nicht selten gleich um die ganze Kurve herum. Hochachtung vor dem guten Auge des Busfahrers.... Bei Alfredo Kraus stiegen dann alle aus. Dies ist der Endpunkt der langen Strandpromenade und zugleich Surf City, weil es hier im Gegensatz zum Rest des Strandes keine vorgelagerten Wellenbrecher hat. Zufälligerweise fand auch noch gleich ein internationaler Wettkampf der Surfer statt, irgendeine Worldtour - aber im Surfen kenne ich mich echt nicht aus. War noch spassig, etwas zuzuschauen...
Letztendlich war ich dann wieder vor dem Hotel und hatte immer noch nichts gegessen. Es ging gegen 14 Uhr zu, perfekt für das Mittagessen für die Spanier. Ich landete wieder mal bei Regina und bestellte einen Salat mit Pouletstücken. Man soll ja Bewährtes pflegen... Weniger bewährt hat sich dann am Abend das Restaurant Paparazzi. Dem gab ich nochmals eine Chance, aber obwohl das Essen gut ist, klappt da einfach im Service meist irgendwas nicht. Das kann man auch in den Bewertungen nachlesen, manche finden sich supertoll bedient, andere schreiben über lange Wartezeiten und Personal mit Scheuklappen. Gestern konnte ich problemlos bestellen, das Essen kam rasch und in der richtigen Reihenfolge.  Dann war aber mein Kellner plötzlich weg - vielleicht beim Essen? - und als er wiederkam, hatte er etwas den Faden verloren. Der Service war während dieser Zeit im Notbetrieb unterwegs, man musste sich aktiv bemerkbar machen,  wenn man etwas wollte. Eine Frage nach Kaffee oder Desserts? Fehlanzeige. Das wäre noch nicht schlimm, wenn es hier einfach so wäre, dann könnte man es als unaufdringlichen Service abtun. Er ist aber im besten Fall unaufmerksam, man könnte auch sagen sympathie-basiert. Sitzt man alleine an einem Tisch, hat man schon mal schlechte Karten. Sitzt keine Frau am Tisch, hat man verloren. Denn dieses Muster wiederholte sich hier gestern mehrmals, die überzeichnet freundliche Frage nach Desserts, welche sogar auf einem runden Tablett am Tisch präsentiert werden - das sah ich nur an Tischen mit Frauen. Da es gestern relativ viele Einzelpersonen als Gäste im Restaurant hatte, konnte ich gut vergleichen. Aber sei's drum, ich muss da ja nicht hingehen, ich muss es mir nur merken für ein anderes Mal - und nicht mehr an meinem Bauchgefühl zweifeln.
Ich habe den Beitrag als Rückblick begonnen, so hört er auch auf: Las Palmas selber finde ich toll, vor allem, weil man hier unter Einheimischen ist und nicht nur in einer Touristenblase. Hotel würde ich nach wie vor auswählen, die vergleichbaren Häuser hier am Strand gefallen mir einfach nicht. Das Cristina hätte zwar noch einen Stern mehr, aber kostet trotzdem weniger als das Reina Isabel. Warum wohl? Vielleicht weil es so ein Riesenkasten ist? Einziger Nachteil sind die vielen Klischee-Touristen in ihren weissen Bademänteln, die ihrem täglichen Rhythmus folgend den Tag auf den weissen Liegen am Strand verbringen. Irgendwie bin ich zu jung dafür, oder vielleicht generell nicht dafür geeignet - oder es fällt mir einfach auf, weil ich ohne Begleitung reise. Da macht eben nicht alles gleich viel Spass, was man zu zweit oder in einer Gruppe noch toll findet. Dafür hat man Freiheiten ohne Ende - und darum mache ich mich jetzt auf den Weg, irgendwohin.