Mittwoch, 16. November 2022

Tag 2 - was ist anders

Ich hatte ja bereits gestern über Dinge geschrieben, die anders sind. Hier muss ich nochmals den Faden aufnehmen. Zuerst einmal empfinde ich es als eindeutig wärmer als beim letzten Mal. Morgens um Neun zeigt das Thermometer bereits 26° an, das ist schon mehr als ich erwartet hatte. Dazu plagt mich noch eine leichte Erkältung, was am Meer für mich immer etwas weniger schlimm ist, weil hier meine Nase in der Regel frei ist. Nur der Hustenreiz lässt sich nicht immer ganz kontrollieren. Damit mag ich auch nicht unbedingt anderthalb Stunden Bus fahren - den Ausflug nach Puerto de Mogan habe ich daher mal auf nächste Woche verschoben, da sollen dann auch die Temperaturen etwas tiefer sein.
Allgemein ist es etwas voller in Las Palmas. Das zeigt sich beispielsweise am Strand, wo wesentlich mehr los ist, als noch vor einem Jahr. Gut, ich war eine Woche früher da, aber so viel sollte das wohl nicht ausmachen. Ich denke eher, dass die Covid-Situation im letzten Jahr noch Touristen vom Reisen abgehalten hatte. Hochsaison ist allerdings definitiv nicht. Auf der Strandpromenade und den Treppen zum Strand hat es überall Fussgänger-Symbole aufgemalt. Diese sollen dazu dienen, die Menschenströme besser fliessen zu lassen. Bei 8 Milliarden Menschen auf dem Planeten wird sowas natürlich immer wichtiger. Hier werden sie aktuell eher ignoriert - es hat noch genug Platz.
Was ebenfalls auffällt: es wird viel häufiger und auch agressiver gebettelt. Es sind weniger Personen auf der Strasse, wie man sie auch in Bern sieht. Es sind Menschen, welche der Promenade entlang ziehen und irgendetwas machen um zu Geld zu kommen. Die einen machen richtig gute Musik und reichen dann den Hut herum. Andere machen auch Musik, etwas einfacher vielleicht. Beispielsweise diese Frau mit der Blockflöte: am ersten Abend hatte sie rund eine Viertelstunde richtig gut gespielt, und dann auch gutes Geld dafür erhalten. Gestern war es an einem anderen Ort mehr ein Trällern, sie spielte rund eine Minute und zückte dann den Sammelbecher. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass sie einfach rasch etwas Geld benötigte... Andere Zeitgenossen jammern einfach auf Spanisch etwas runter - was gestern nicht viel half, weil zahlreiche Gäste das gar nicht verstanden hatten. Der eine fing dann noch an rumzuschreien, weil er nur "No" zu hören bekam. Der kam dann später gleich nochmal vorbei und war dann wieder saumässig freundlich. Eine andere ältere Dame, die auch nicht viel Erfolg hatte, kam ebenfalls nochmal zurück, nahm sich eine der batterie-betriebenen Tischlampen, schaltete sie mit einem sicheren Handgriff aus, und steckte sie in ihre Tasche. Auch Depotflaschen werden von den Tischen mitgenommen, auch wenn der Gast dort noch sitzt. Immerhin wird gefragt, aber was sollten Restaurantgäste dagegen haben....
Das Restaurant Paparazzi erinnerte allerdings stark an letztes Jahr. Da war statt eines Carajillo ein Cortado serviert worden, und das Wechselgeld hatte sich auch verirrt. In diesem Jahr war es anders, und doch vergleichbar: meine Pizza (nach einer Vorspeise) ging zuerst mal vergessen, dann habe ich rund viermal gehört, sie komme gleich - und am Ende war sie dann da, gut, und beim Bezahlen offeriert. Da gab es aber noch anderes zu sehen: das italienisch sprechende Paar, welches nach 15 Minuten Warten auf die Speisekarte wieder aufstand und ging. Oder die ältere Dame aus dem Norden, welche sehr lange auf ihre Rechnung wartete. Die machen das nicht mit Absicht, hier fehlt einfach professionelles Personal in einem ebensolchen System. Oder anders gesagt: es ist ein italienisches Restaurant ohne Italiener....
Nicht ganz unerwartet ist der Glanz beim zweiten Besuch am gleichen Ort etwas ab. Mal schauen, was die verbleibenden Tage noch bringen.