Samstag, 11. September 2021

Le Sel d'Isabel(le)

Traditionell prägen diese Insel Austern, Esel und Salz. In der Neuzeit sind dann die Fahrräder und Hygienemasken dazu gekommen, aber die Neuzeit lassen wir mal beiseite. Austern und Salz, das ist nachvollziehbar hier an der Küste, zumal der Atlantik offenbar besser geeignet ist für Getier in Schale. Bei den Eseln ist das nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber man begegnet ihnen in der Regel schon am ersten Tag auf der Insel - zumindest wenn man Augen und vor allem Ohren offen hält. Die typischen Esel der Insel sind sogenannte Poitou-Esel, welche meist ein braunes, zotteliges Fell haben. Sehen irgendwie aus wie Esel aus dem Musical Hair mit ihren langen Haaren. Die waren aber wichtig bei der Arbeit in Salzwasser-Gebieten. Zusätzlich gibt es noch diese Hosen, welche ebenfalls dem Schutz vor dem Salz dien(t)en. Sie wirkten auf mich recht drollig, etwas aufgekratzt teilweise - es hatte ein paar im Burggraben der Festung. Les ânes en culottes ist aber immer noch ein bekannter Begriff.

Mein heutiger Ausflug hat mich diesmal an die Südküste der Insel gebracht: la Couarde. Also nicht ganz an die Küste, weil dort scheinbar nahezu auf dem gesamten besiedelten Gebiet Maskenpflicht gilt. Ich mache das dann wohl am Montag, über's Wochenende hat es vermutlich noch viele Tagestouristen. Mein Ziel heute war ein kleiner Laden am Dorfrand, direkt an der Veloroute Richtung Leuchtturm: le Sel d'Isabel. Man bekommt dort - logisch - Salz und Fleur de Sel. Soweit ich weiss, ist das chemisch identisch, das Fleur de Sel ist einfach die oberste, feine Schicht auf den Salzfeldern. Im Laden hatte es aber noch mehr: Keramik, Keksdosen mit Inhalt, Seifen und -halter, Serviertablets, Caramel mit Fleur de Sel, und, und, und. Einiges gibt es davon auch im Supermarkt oder in Souvenirläden, das hier ist aber Eigenproduktion - zumindest Salz und Caramels. Und Isabelle gibt es wirklich; keine Ahnung, ob die älteste Tochter der Familie immer so heissen muss, oder ob der Laden in jeder Generation umbenannt wird. Aber die eine Mitarbeiterin - ich dachte schon, diese wäre Isabelle - sagte zum anderen Mitarbeiter: "je vais vite chez Isabelle, je serais de retour dans une demi-heure". Alles klar. Gut, wusste ich schon vorher - dass die Chefin Isabelle heisst. Kann man nachlesen, ebenso dass es das Familienunternehmen seit 1920 gibt. Mein Ziel war also ganz bewusst gewählt, den leeren Rucksack hatte ich ebenso bewusst dabei. Auf dem Rückweg war dieser dann nicht mehr leer und ich hatte offenbar genug eingekauft, dass ich noch eine Jutetasche geschenkt bekam. Die Person vor mir bekam lediglich eine Papiertüte...
Jetzt verdaue ich gerade meinen Flan au Pistache - délicieux - denn zum Abendessen ist eine Paella geplant. Mit Seiche (attention, c'est du Français, Tintenfisch, kein Seich), und das gab's zwar frisch, aber in recht grossen Stücken. Wird daher entweder eine Paella inverse (viel Tintenfisch mit wenig Reis), oder ich muss noch ein paar Nachbarn einladen...