Dienstag, 14. September 2021

Au revoir

Bekanntlich hat alles ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Heute ist der letzte Tag in der Hauptstadt der Insel Ré. Der angekündigte Regen kam in der Nacht und jetzt gerade noch zweimal kurz über Mittag. Am Nachmittag soll es dann etwas aufklaren und vielleicht zeigt sich sogar die Sonne noch. Dann werde ich wohl noch ein letztes Mal durch die Gassen von Saint-Martin flanieren, am Hafen auf einer Bank sitzen und vermutlich eher einen Kaffee schlürfen, denn ein Eis essen. Die Temperaturen bewegen sich im Moment zwischen 18 und 22 Grad, wobei damit die Nacht sehr mild war, und der Tag eher kühl bleibt. So gesehen habe ich gestern alles richtig gemacht mit meinem "last call" in Saint-Martin.
Da in der kommenden Nacht wieder Regen vorausgesagt ist, und dieser dann offenbar auch den ganzen Tag über fallen soll, habe ich Velo und Grill bereits ein- respektive aufgeladen. Darum ist es an der Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Irgendwo habe ich gelesen, wer alleine reist, lernt viel über sich selber. Es ist ja nicht nur die grosse Freiheit, alles selber bestimmen zu können. Es ist auch, dass man immer selber entscheiden kann, ja muss. Man ist immer selber schuld, kann aber auch uneingeschränkt stolz auf sich selber sein. So ganz unbekannt ist diese Situation ja nicht für mich, ich habe das in den letzten Jahren immer schon gemacht - Ferien ganz alleine. Der Unterschied ist, dass dies heute nicht mehr freiwillig passiert, es ist einfach mein Alltag geworden (leider nicht die Ferien). Also, was habe ich nun über mich erfahren?
  • Mit unvorhergesehenen Situationen kann ich umgehen - die Starterbatterie lässt grüssen, der vollbelegte Campingplatz war ein weiteres Beispiel.
  • Reisen geht ganz gut alleine, einfach die ganz langen Strecken sind nicht sinnvoll - das haben wir aber eigentlich auch in der Vergangenheit fast nie gemacht.
  • Aufstellen ist auch kein Problem, Einparken auch nicht - wenn ich nicht sicher bin, steige ich halt rasch aus und schaue mir die Situation an
  • Weniger gut klappt das mit Brot so ganz alleine, ein Baguette ist einfach schon verdammt gross für mich alleine. Der Rest klappte dafür recht gut, mal abgesehen von meiner "Tintenfisch-Vergiftung" bei der Paella...
  • Durch die Stadt flanieren, die Umgebung erkunden, Läden besuchen - alles kein Problem.
  • Ungern hingegen gehe ich alleine in ein Restaurant. Das ist zwar auch nur eine doofe Kopfsache, aber das machen in der Tat nur wenige. Jemand hat mal geschrieben, sie nähme jeweils ein gutes Buch mit und lese im Restaurant. Zuhause mag dies vielleicht eine Option sein, hier möchte ich aber den Hafen und die Leute beobachten, und da bemerkt man dann die Blicke der Anderen eben auch - wir sind wieder bei der Kopfsache...
  • Die Ruhe und die viele freie Zeit führt manchmal zu skurrilen Gedankengängen, zumindest bei mir. Da tauchen dann so Fragen auf, ob der Traktor bei Ebbe auf dem trockengelegten Teil des Meeres Landwirtschaft betreibt - Achtung, nächste Frage, ist dies das Watt? Egal, meine Gedanken wandern, bleiben aber in meinem Kopf, ich stelle mir die Fragen meist selbst und darf sie auch selber beantworten. Vielleicht sollte ich mich noch etwas mehr mit Meditation beschäftigen....
  • Trotz der vielen Gedanken schlafe ich gut im Wohnmobil und auch sehr viel - im Schnitt fast Acht Stunden. 
  • Den Fernseher hätte ich eigentlich zu Hause lassen können, wäre es nicht gleichzeitig auch mein Radio.
Eines ist sicher: auf diese Insel komme ich im nächsten Jahr zurück, sofern es die Pandemie zulässt.