Freitag, 9. September 2022

Beaune - Symphonie von Kulturen

Es ist kühler geworden im Burgund, eigentlich saukalt wenn man den Wind in die Berechnungen einbezieht. Der bläst vor allem tagsüber recht zügig und bringt so manchen Camper hier an den Anschlag. Der Boden ist steinig/kiesigm zumindest auf den Hauptparzellen in der Mitte des langgezogenen Platzes. Heringe einschlagen gleicht einer Lotterie, mit etwas Glück bringt man die Dinger vielleicht an allen grösseren Steinen vorbei. Darum lassen es die meisten gleich sein. Das heisst dann, keine Markise, keine Satellitenschüssel, umgewehte Bodenteppiche und ab und zu fliegt sonst was Leichtes über den Platz. 

Wie man sieht, ist auch der Hering links nicht ganz im Boden versenkt. Vielleicht hilft's dann beim Rausnehmen...

Der Campingplatz wird einerseits stark von Durchreisenden frequentiert. Die einen reisen wie ich durch's Burgund, die meisten sind aber auf ausgedehnten Touren durch Frankreich und Spanien unterwegs. Man hört hier so Einiges, ich habe das einfach mal auf den ganzen Platz hochgerechnet. Klassisches Reisemodell: Rentnerpaar mit Wohnmobil oder Wohnwagen, optional mit eher kleinerem Hund. Nationalitäten: Deutsche, Niederländer, Belgier, Engländer, Schweizer. Nun gibt es hier aber - und das ist anders als in Dijon - auch ein paar echte Zeltler. Und die sind erstens ziemlich jung, zweitens sorechen die auch mal Italienisch oder Spanisch. Das Restaurant ist öffentlich, also nicht nur für Campinggäste zugänglich. In Dijon war es mehr so ein Takeaway-Snack mit ein paar Tischen und Stühlen unter einem grossen Pavillon. Richtig gut auch hier - für einen Municipal - das Sanitärgebäude. Mal wieder WC-Papier auf den Toiletten, eher selten. Sauber und zweckmässig und komplett schliessbar, so dass der kühle Wind das Duschvergnügen nicht schmälert - oder zumindest erst, wenn man zum Gebäude rauskommt. 
Beaune ist ein typisches Städtchen im Burgund. Zahlreiche alte Häuser säumen zum Teil recht enge Strassen, hier und dort taucht ein Türmchen auf. Einige Grundstücke sind auch gut eingezäunt und der Blick auf deren Schönheit wird einem verwehrt -andere laden ein zur Weindegustation. Hier sind einige Bewohner früherer Zeiten richtig reich geworden.


Einer von ihnen hat aus Angst vor dem Fegefeuer, ein Hospiz gegründet. Dieses Gebäude ist heute eigentlich die Touristenattraktion von Beaune. Seine Idee war, den weltlichen Besitz gegen einen Platz im Himmel einzutauschen. Das Hôtel-Dieu ist ein wahrer Prunkbau - was für ein Gegensatz aber die geschichtlichen Überlieferungen: die Bettwäsche war rot, damit Blut nicht so auffiel, zwei Kranke teilten sich ein Bett um weniger zu frieren, und gelüftet wurde aus dem gleichen Grund nur selten - Weihrauch sollte die Gerüche überdecken. War wohl frühes Marketing, das Gebäude teuer, aber kein Geld für den Betrieb. Ob er es wirklich in den Himmel geschafft hat?
Was in Beaune ebenfalls auffällt: man kann fast überall mit dem Auto durchfahren. Und es wird einfach überall parkiert, obwohl es ausserhalb der Stadtmauern - ja, Reste davon sind noch erhalten geblieben - unzählige grosse Parkplätze gibt. Morgen hat es dann noch weniger im Stadtzentrum, dafür vermutlich umso mehr Besucher - Morgen ist Markt in Beaune...