09:40 fährt mein Zug - so stand es im Fahrplan. Und weil die hier keinen Taktfahrplan haben, gibt's dann eine Lücke bis kurz vor Zwölf. Deshalb wollte ich diesen sicher erreichen und war 10 Minuten zu früh da, weil mein GA hier ja nicht gültig ist - und wann habe ich zuletzt ein Billett am Automaten gelöst? Und wann zuletzt im Ausland? Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste....
Hier funktionieren die Automaten modern, mit Drehrad und Auswahlknopf - und nach dem Sympany-Prinzip: Art des Billetts? Abfahrtsort? Zielort? Anzahl Erwachsene? Anzahl Kinder? Einfach oder Retour? In welchem Zeitraum gültig? (immer 7 Tage, aber ab Heute, Morgen, Übermorgen,....) Anzahl Billette? Irgendwann konnte ich dann zahlen und der einfache Preis von 4 € brachte es mit sich, dass ich passendes Münz hatte. Und was nicht passt, wird vom Automaten passend gemacht - der gibt nämlich kein Rückgeld! Dafür muss man dann das Ticket noch entwerten, irgendwo auf der Seite wo's grad passt.
Der Zug nach Colmar fährt hier auf Gleis E, jener nach Munster auf Gleis D - andere Gleise gibt es nicht. Vielleicht ist das die Bezeichung der Regionalbahn-Perrons, in Colmar kam unser Zug auf D an und vis-a-vis war E ebenfalls mit einem baugleichen Dieselzug besetzt. Jedenfalls war ich dann schon 10 Minuten später mitten im Fachwerkhaus-Colmar. Auf demWeg dorthin überquerte ich einen Platz und mir fielen einige komische Platten auf, die so komische Löcher hatten. Als Berner kam mir spontan der Bundesplatz in den Sinn und ich machte vorsichtshalber einen Bogen darum. Auf dem Rückweg war das Teil dann in Betrieb - siehe Foto....
Colmar lässt sich gut zu Fuss erkunden. Das gibt zwar einige Kilometer, aber man kann sich dann überall immer wieder mal hinsetzen und die Kulisse auf sich wirken lassen. Es war auch kein grosses Gedränge, abgesehen von Klein-Venedig - von dieser Brücke fotografieren einfach wirklich alle Touristen - und ein paar Touristengruppen. In engen Gassen kommen diese einem wie eine Welle entgegen, ein Touristen-Tsunami sozusagen. Die machen auch keinen Milimeter zu viel Platz und bleibt man einfach stehen, dann laufen sie beinahe in dich rein.
So hatte ich denn auch keine grosse Lust, den Touristenzug durch die Stadt zu besteigen. 6€50 ginge ja noch, aber in 35 Minuten durch die ganze Stadt....irgendwie zu japanisch für mich und ich bin ja noch gut zu Fuss.
Das schönste an Colmar sind die Häuser und Gassen. Die Kanäle sind nett, das Schöne daran pflegen die Hüter des Tourismus mit unzähligen Blumen und zahlreichen Informationstafeln in der ganzen Altstadt. Weniger gut gefallen hat mir, dass doch viele der Strassen nicht ganz autofrei sind. Die Franzosen fahren eben zu gerne Auto.... Der Marché Couverte war eine leise Enttäuschung in touristischer Hinsicht. Es ist ein ganz normaler Markt (Früchte, Gemüse, Fleisch, Käse) ergänzt mit ein paar Touristenfallen (Bar, Restaurant, Souvenirs). Das Gute daran: es scheint noch ein wirklicher Markt zu sein wo Einheimische einkaufen können, ich vermute aber, die Mieten sind hoch und die Verkaufspreise dann eben auch. Irgendwie weder Fisch noch Vogel....
Essen mochte ich nichts, da hatte ich zu gut gefrühstückt. Trinken wäre was Sinnvolles gewesen, aber alleine macht das keinen richtigen Spass. Zudem war die Entscheidung auch gekoppelt mit dem Zugfahrplan: gehe ich nicht um Eins, wird es fast Vier.... Essen und Trinken hatte ich auch zu Hause und meine müden Füsse hatten den Stichentscheid.