Samstag, 18. Juni 2016

Campofelice

Ich muss schon mal vorwarnen, heute geht es mal wieder um Wetter und Essen, aber nicht nur.

Die Reise ins Tessin war eine Reise von Sonnenschein zu Sonnenschein. Dazwischen lagen drei kurze Einlagen von Regentropfen und 35 Minuten Staufahren am Gotthardtunnel. Das klingt jeweils viel schlimmer als es ist, weil es in den vier Kilometern eben zwei Ampeln hat: ist man über die erste hinaus, ist man eigentlich schon durch - nicht durch den Gotthard, aber durch den Stau.
Staufahren mit dem Wohnmobil ist eigentlich ganz entspannend; man kann einkuppeln und das Gefährt im Standgas rollen lassen. Das geht mit dem grossen Diesel eben auch bergauf. Und weil das so gemütlich ist, hat man Zeit die Mitreisenden zu beobachten: zwei Pannenfahrzeuge und ein paar Dutzend  IQ-mässig leicht eingeschränkte Zeitgenossen. Wie armselig muss mann (bewusst so geschrieben) sein, wenn man sich im Stau über einen Mini-Parkplatz zehn Fahrzeuge nach vorne schmuggelt? Vielleicht meinte Einstein seinerzeit den Egoismus und nicht die Dummheit der Menschen in seinem bekannten Spruch.....

Ich war ja bewusst früh losgefahren, klar wegen der Staugefahr, auch weil ich nicht wusste wie gut der Campingplatz besetzt war - vor allem aber, weil am Nachmittag Gewitter angekündigt waren. Um halb eins bog ich Richtung Reception ein, dort sprachen dann alle Deutsch und ich war sogar noch im System auffindbar - wann waren wir das letzte Mal hier? Hammer...
Meiner Meinung nach ist der Platz gewachsen, aber eben: lang ist's her. Die Platzwahl war nicht so einfach, weil die meisten Parzellen hier in Längsrichtung gross und quer eben klein sind. Quer wäre Richtung Süden die Eingangstür und somit Sonne von Morgen bis Abend. Aber da dies nicht ging - und ich habe mir einige Plätze angeschaut - stehe ich jetzt längs mit Ausrichtung nach Westen => Abendsonne. Zur Not hat es vor dem Fahrzeug noch genug Platz für meinen Zmorgetisch - wenn dort die Sonne hinkommt. Das Gefährt selber steht schattig und ich denke, dass ich in ein paar Tagen froh darüber sein werde.
Gegen Viertel nach zwei hatte ich alles,  wirklich alles aufgestellt - und es begann zu regnen. Das hatte es eigentlich schon seit über einer halben Stunde ganz leicht, begleitet von Blitz und Donner aus der Ferne. Jedenfalls hat es diesmal gepasst.

Gepasst hat auch mein Timing mit dem Fussball. Um drei Uhr war ich vor dem Fernseher mit einem Bier in der Hand - und hatte Hunger! Ein Skyr (Lemon-Cheesecake, yammi) musste genügen. In der Pause war ich dann noch kurz im Laden um Teigwaren zu kaufen. Bezahlen kann man dort jetzt kontaktlos mit so ziemlich allen Karten, ich glaube das war nicht immer so.
Nach dem Match habe ich mir dann was gekocht, bei Sonnenschein übrigens. Das Kochen für eine Person hat sich dabei wieder als grosse Herausforderung erwiesen. Ein bisschen Poulet, etwas Peperoni, eine Zucchetti und eine Handvoll Teigwaren ergibt bei mir eben immer eine Riesenportion. Aber ich hatte ja vorher nicht wirklich viel gegessen. Und es war fein, dazu die Klänge der nahen Kirche (das mehrtonige Sonntagsgeläut) und die Beschallung vom Centro Sportivo nebenan - ja, ich bin angekommen, das ist Tessin, das ist Tenero.