Der Zug um 10:10 war in Wilderswil ausserordentlich gut gefüllt. Ich bekam gerade noch den letzten Sitzplatz in der ersten Klasse, Pendler-Standard im Prinzip. Dann ging es los nach Zweilütschinen, wo wir den hinteren Teil des Zugs verloren. Der fuhr dann zum Trotz in eine andere Richtung, nach Grindelwald. Auffallend zwischen Zweilütschinen und Lauterbrunnen war, dass der Zug zweimal das Zahnrad zuschaltete - und wie schnell das vonstatten ging. Schnell umgeschaltet und vor allem schnell unterwegs trotz Zahnrad. In Lauterbrunnen wartete dann bereits das Poschi nach Stechelberg, ein Modell mit Anhänger - die zweite Premiere für mich in diesen Ferien nach dem Elektrobus. Für die Trümmelbach Falls (Originalton aus dem Poschi) hatte ich leider keine Zeit, dafür eine halbe Stunde eingeplant an der Schilthornbahn. Ich benötigte ja noch ein Ticket - war aber eben nicht der einzige. Das Ganze dauerte recht lange, aber ich hatte ja Zeit. Und für 47 Franken auf's Schilthorn inklusive Mittagessen....ist ja kein Geld. Und man bekommt etwas dafür: vier Seilbahn-Abschnitte, dreimal umsteigen.
Ja, was soll man zu dieser Kulisse schon sagen - lasst Bilder sprechen...
Im Restaurant war eine Platzreservation obligatorisch - so stand es auf dem Promo-Gutschein. Nun, das hatte ich über die Website erledigt, um 12:30 waren mir 90 Minuten Tisch zugesichert. Da die Luftseilbahnen einfach nonstop gefahren sind, war ich etwas früher dran als geplant. Es reichte also für einen Marsch auf die Helikopter-Plattform und den Rundgang im 007-Museum. Ich wollte ja nicht zu früh im Restaurant auftauchen und irgendwelche Leute von ihrem Tisch vertreiben. Allzu viel erwartete ich nicht von dieser Reservation, Fensterplätze gab es nur ab vier Personen. Nun, es kam anders als erwartet...
Das Restaurant hat zwei kurze Treppenaufgänge, einen linksrum, einen rechtsrum von der Hauptplattform aus. Da der Desinfektionsdispenser links leer war, benutzte ich jenen auf der anderen Seite und ging dann konsequenterweise auch dort hoch. Oben warteten dann schon viele Leute, sehr viele Leute. Also ging's die andere Treppe wieder runter, fast bis ganz nach unten ans Ende dieser Schlange. Um 12:28 war ich der Letzte, um 12:47 sass ich an einem Tisch der sich um die Plattform drehte. Zwar nicht ganz am Fenster, aber immerhin quasi in der zweiten Reihe - am Corona-konform unterteilten Tisch. Das hatte ich so nicht erwartet; die nicht-rotierenden Tische bekamen die Gäste ohne Reservation. Gut gemacht - da klopfe ich mir doch in Gedanken auf die eigene Schulter (macht ja sonst eh keiner). Mit der Zeit musste ich dann zugeben, dass das Ganze sehr gut organisiert war. Die Schlange wird nur dadurch verursacht, weil das ganze Restaurant gleichzeitig neu besetzt werden muss. Es kommen alle auf halb Eins in meinem Fall. Das Schlitzauge am Empfang war echt auf Trab; wer keine Reservation hatte, füllte erstmal ein Formular aus, vorbildlich mit Geburtsdatum. Wer eine online-Reservation getätigt hatte, musste dies bereits früher alles angeben. Setzte er jemanden irgendwo hin, teilte er dies allen mit über ein Headset: "Tisch 5, Reservation" oder "Tisch 23, walk-in". Dann kam dann bald die Bedienung und wusste, ob ein Formular vorhanden sein musste, oder nicht. Meine Bedienung war ein Gallizier (was ich nur weiss, weil er das am Nebentisch auf Spanisch erzählt hat). Er hat kleine Kinder, hatte gestern seinen freien Tag, seine Frau arbeitet wenn er frei hat und darum meinte er, heute wäre sein Erholungstag. Anders gesagt: er war trotz viel Arbeit immer für einen kurzen Wortwechsel zu haben. Das Schwierige für das Personal ist, dass sich der Tisch immer wieder an einem anderen Ort befindet, wenn man aus der Küche kommt.
Ach ja, die runde Sache - aussen am Fenster hat es so eine praktische Fensterbank. Die läuft aber nicht mit, sondern bleibt an Ort und Stelle. Nun gibt es Zeitgenossen, die dort ihre Brille hinlegen, oder den Rucksack. Und oh Wunder, 5 Minuten später ist alles nicht mehr da. 45 Minuten später wäre zwar vielleicht alles wieder da, aber die Panik greift natürlich schon früher um sich.
Der Weg zurück führte mich auf der Birg noch über den Thrill-Walk (Gitterroste, Glasflächen, Metallrohre - einfach alles was sich komisch anfühlt unter den Füssen, natürlich vorzugsweise mit perfektem Ausblick ins Nichts unter einem) und den Skyline Walk (Nomen est Omen - man sitzt eigentlich nur da und bestaunt die Berge.
Nach der Birg war für mich in Murren Endstation; ab hier übernahm das GA wieder die Reisekosten. Mit der Bahn ging's zuerst zur Grütschalp, dann mit der Seilbahn nach Lauterbrunnen zurück. Früher ging die Bahn bis ganz nach unten ins Tal, aber die Gefährdung durch einen Hang welcher sich stark verschiebt, hat irgendwann dazu geführt, dass die Betriebsbewilligung gefährdet war. Nun hat's halt eine Luftseilbahn...